Logo Wagner'sche Buchhandlung

Persönliche Lese- tipps

Melanie empfiehlt:

Wo die Wölfe sind von Charlotte McConaghy

Ein Buch, das es in sich hat!

Inti Flynn zieht ins ländliche Schottland, um dort ein Projekt zu leiten, das Wölfe in den Highlands wieder ansiedeln will und so zur Renaturierung der Wälder beiträgt. Von Anfang an stößt sie bei den einheimischen Bäuer*innen auf Widerstand, weil sie Angst um ihre Weidetiere haben. Beide Seiten fühlen sich missverstanden, wodurch ein hohes Aggressionspotenzial herrscht.

Als dann plötzlich ein Bauer tot aufgefunden wird, droht die Situation völlig aus dem Ruder zu laufen.

Aber nicht nur die Anwohner*innen machen Inti zu schaffen. Sie ist mit ihrer Schwester auch deshalb nach Schottland gekommen, um nach einem traumatischen Ereignis neu anzufangen. Aber vielleicht wird sie einsehen müssen, dass man manche Dinge nicht einfach hinter sich lassen kann.

Diese Geschichte geht unter die Haut, wenn Inti von ihrer Liebe zur Natur, den Wölfen, aber vor allem zu ihrer Schwester spricht. Der Schmerz und die Brutalität, die die beiden durchmachen mussten, erschüttern tief und man kann das Buch nicht aus der Hand legen!

(Übersetzt von Tanja Handels)

im Shop ansehen weitere Empfehlungen von Melanie

Melanie empfiehlt:

Quality Time von Miika Nousiainen

Auf der Suche nach Glück braucht man vor allem Humor

Samis größter Wunsch ist es eine tolle Frau kennenzulernen und endlich Vater zu werden. So simpel sein Traum auch sein mag, so schwierig ist seine Umsetzung. Als ob sein Pech in Liebesdingen nicht ausreichen würde, gerät er auch noch in Schwierigkeiten mit einer Bikergang. Samis Schwester Hanna kämpft ebenfalls mit ihrem unerfüllten Kinderwunsch, der zunehmend zur Belastung für Ihre Ehe wird.

Glücklicherweise kann man sich in Blogs wie Quality Time flüchten, um dort das perfekte Leben mit Kinderglück, Yogatrends und Hirsekeksrezepten zu bewundern. Aber letztendlich verbirgt sich hinter diesem heilen Traumbild auch eine ganz normale Frau mit ganz alltäglichen Problemen. Alle Figuren in diesem Buch schließt man sofort ins Herz und drückt ihnen fest die Daumen, dass sie am Ende ihr Glück finden werden.

Die Geschichte ist wunderbar unterhaltsam, lustig und kurzweilig erzählt - ein echter Feelgood-Roman!

(Übersetzt von Elina Kritzokat)

im Shop ansehen weitere Empfehlungen von Melanie

Ina empfiehlt:

Luftpolster von Lena-Marie Biertimpel

Von Lebenskrisen und dem Weitermachen

Die in Wien lebende Autorin Lena-Marie Biertimpel (geb. 1991) schreibt in ihrem Romandebüt über eine junge Frau, die nach dem Selbstmordversuch ihrer Schwester selbst ins Wanken gerät und sich schließlich in der Psychiatrie einweisen lässt. Ohne Pathos, eindringlich und nicht ohne Humor beschreibt die Autorin den Alltag in der Klinik zwischen verschiedenen Therapieangeboten, Medikamenteneinnahme und Essensausgabe, sowie die Beziehungen der Protagonistin zum Personal, den Angehörigen und verschiedenen Mitpatient*innen.

Die Hintergründe, die zu der seelischen Krise geführt haben, werden im Verlauf der Erzählung schrittweise ausgerollt.

Das Tröstliche an diesem Buch: Es deutet unmissverständlich an, dass es auch nach oder mit einer psychischen Erkrankung Hoffnung auf ein gutes Leben geben kann.

Die sprachliche Souveränität und der spezielle Tonfall, der dem Gegenstand absolut gerecht wird, haben mich an diesem Buch sehr begeistert. Lena-Marie Biertimpel ist schonungslos offen, stellt ihre Figuren aber niemals bloß.

Ein starker Roman, der mich mit seiner hohen literarischen Qualität überzeugt hat, und der dazu beiträgt, psychische Erkrankungen zu enttabuisieren und das Verständnis für Betroffene zu erweitern. Darum wünsche ich dem Buch viele Leser*innen!

im Shop ansehen weitere Empfehlungen von Ina

Ina empfiehlt:

Freie Liebe von Tessa Hadley

Ein literarisches Highlight!

England Ende der 1960 er Jahre, Phyllis lebt ein ruhiges und grundsolides Hausfrauenleben in einem beschaulichen Vorort. Doch die Zeiten sind in Aufruhr, die sexuelle Revolution bricht über die Welt herein – und auch über Phyllis, und zwar in Form des um Jahre jüngeren Studenten Nicholas Knight.

Hals über Kopf lässt Phyllis sich auf eine Affäre ein und wirft schließlich ihr gesamtes Leben über Bord.

Phyllis ist kein klassisches Happy End gegönnt; dennoch verfolgt man als Leser*in die Geschichte ihres Aufbruchs, die auch eine Geschichte der Befreiung ist, mit großer Begeisterung und großer Empathie. Durch die Handlungsfäden, die sich um Phyllis‘ Kinder und ihren Mann Roger drehen, wird das Buch zum vielschichtigen Familien- und Gesellschaftsroman.

Große Empfehlung!

Aus dem Englischen übersetzt von Christa Schünke.

im Shop ansehen weitere Empfehlungen von Ina

Melanie empfiehlt:

Ein Sommer in Niendorf von Heinz Strunk

Sonne, Strand, Kontrollverlust

Herr Roth möchte drei Monate an der Ostsee verbringen, bevor er seinen neuen Job antritt. Während seines Aufenthalts in Niendorf möchte er ein Buch über seine Familiengeschichte schreiben, inklusive Nazivergangenheit natürlich. Aber das mit dem Schreiben ist nicht so einfach wie gedacht, vor allem weil der Verwalter seiner Ferienwohnung Herrn Roth anscheinend für seinen neuen besten Freund hält und versucht, ihn mit sich in den Abgrund des Alkoholismus zu reißen.

Mit seinem typisch schmerzhaften Humor führt uns Strunk durch die Abwärtsspirale eines einst erfolgreichen Menschen. Wie sich im Laufe des Buches aber herausstellt, ist bei Herrn Roth auch vor dem Niendorfer Sommer schon einiges danebengegangen.

Wer Strunk mag, kommt voll auf seine Kosten. Wer Strunk noch nicht kennt, sollte das mit diesem Buch unbedingt ändern!

im Shop ansehen weitere Empfehlungen von Melanie

Ina empfiehlt:

Dschinns von Fatma Aydemir

Von Familiendämonen und Rachegeistern

Sein ganzes Leben lang hat Hüseyin Yilmaz für seinen Traum einer Eigentumswohnung in Istanbul geschuftet; bevor er mit seiner Frau Emine dort einziehen kann, erleidet er einen Herzinfarkt.

Für seine Bestattung kommen seine Frau Emine und ihre gemeinsamen Kinder in der Wohnung zusammen; Hüseins Tod wird so zum Ausgangspunkt für die Erzählung der Lebensgeschichten der einzelnen Familienmitglieder zwischen Deutschland und der Türkei, zwischen Tradition und modernem Lebensstil, zwischen Fremdsein und Assimilation.

Atemlos verfolgt man die einzelnen Fäden dieser Familiengeschichte, die weit zurück in die Vergangenheit führen. Fatma Aydemir schafft dabei das Kunststück, für jede ihrer Figuren, die doch oft miteinander im Konflikt stehen, Sympathie zu erzeugen.

Ein großartig konstruierter, inhaltlich wie sprachlich bemerkenswerter Roman, der den verschiedenen Aspekten migrantischer Erfahrungen und Lebenswelten einen vielstimmigen Ausdruck verleiht. Große Empfehlung!

im Shop ansehen weitere Empfehlungen von Ina

Hedwig empfiehlt:

Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau von Phenix Kühnert

Ein wichtiges und einfühlsames Buch aus der Sicht einer trans Frau

Phenix Kühnert bietet in "Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau" einen Einblick in ihr Heranwachsen als trans Frau. Neben persönlichen Erzählungen, die das Verständnis der Thematik bereichern, kommen geschichtliche Ereignisse und Erklärungen nicht zu kurz. Sie thematisiert beispielsweise, dass dringend Handlungsbedarf im Umgang mit trans und inter Menschen im Leistungssport besteht.

Ein Buch, das nicht nur für Neulinge queerer Literatur wertvolle Einblicke bietet, sondern auch als weiterführende Literatur geeignet ist. Kühnert beschreibt ihren Weg der Identitätsfindung von einer männlichen gelesenen Person bis hin zur geschlechtsangleichenden Veränderung zur Frau.

Als Lesende fieberte ich mit, freute mich, wenn sie über Allies (unterstützende Personen) in ihrem Umfeld berichtete und fühlte die Enttäuschung und Traurigkeit bei Schilderungen der offenen Anfeindung und Ungerechtigkeit gegenüber trans Personen.

Ganz klare Leseempfehlung, nicht nur während des Pridemonths.

im Shop ansehen weitere Empfehlungen von Hedwig

Melanie empfiehlt:

Frau Merian und die Wunder der Welt von Ruth Kornberger

Eine Frau entdeckt die Geheimnisse des Urwaldes

Amsterdam Ende des 17. Jahrhunderts: Maria Merian ist Künstlerin und Naturforscherin. Ihr Ehrgeiz und ihre Wissbegier stehen für sie an erster Stelle und ihr größter Traum ist es, eine Forschungsreise in die niederländische Kolonie Surinam zu unternehmen, um dort Flora und Fauna zu untersuchen und auf Papier zu bannen.

Doch solch eine Reise ist nicht leicht zu finanzieren und Maria unternimmt viele vergebliche Versuche Sponsoren für ihre Unternehmung zu gewinnen.

Der Roman basiert größtenteils auf historischen Tatsachen, nur Marias Liebesgeschichte mit dem geheimnisvollen Jan, die sich hier und da durch den Roman webt, ist der Fantasie der Autorin entsprungen.

Eine wunderbar kurzweilige Lektüre über eine starke Frau, die alles daransetzt, ihre Träume zu verwirklichen, auch wenn niemand sonst an sie glaubt.

im Shop ansehen weitere Empfehlungen von Melanie

Melanie empfiehlt:

Mary Shelleys Zimmer von Timo Feldhaus

Das Jahr ohne Sommer

In Indonesien bricht ein Vulkan aus und hüllt Europa in Dunkelheit. Im Jahr 1816 gibt es keinen Sommer. Es ist kalt, es regnet, es hagelt, es schneit. In diesem Jahr beginnt die damals 19-jährige Mary Shelley am Genfer See ihren weltberühmten Roman “Frankenstein” zu schreiben. Goethe und Casper David Friedrich beobachten faszinierende Wolkenformationen und Napoleon fristet sein einsames Dasein in der Verbannung auf St.

Helena.

Das Buch von Timo Feldhaus bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen Sachbuch und Roman. Es wird von historischen Begebenheiten berichtet, aber aus einer derartigen Nähe und subjektiven Sichtweise der Akteur*innen, dass dies ohne den Griff zur Fiktion nicht möglich wäre. Und so gelingt es ihm meisterhaft, diese historischen Ereignisse lebendig werden zu lassen!

Zudem wird nicht nur der Blick dieser berühmten Persönlichkeiten auf dieses außergewöhnliche Jahr nachgezeichnet, sondern auch Hunger, Elend und Tod aufgrund von ausgefallenen Ernten unter den ärmeren Bevölkerungsschichten werden einprägsam dargestellt. So wirft diese historische Klimakatastrophe auch eine beklemmende Perspektive auf unsere Gegenwart und nahe Zukunft im Zuge des Klimawandels.

Ein großartig düsteres Lesevergnügen!

im Shop ansehen weitere Empfehlungen von Melanie

Unsere Magazin Redaktion empfiehlt:

Die Verschwörung der Krähen von Markus Gasser

Die Verschwörung der Krähen

Verschmutze Straßen, Korruption und Gewalt, überfüllte Kerker – so lernen wir das London um 1700 kennen. Die von Pest und Verwüstung heimgesuchte Stadt ist in fester Hand von Queen Anne Stuart. Wer nicht ihrem Regiment folgt landet im gefürchtetsten Kerker Europas, Newgate Prison. Daniel de Foe durchschaut dieses vertrackte Spiel, erkennt die wahren Agierenden und begehrt auf.

Ein literarischer Historienroman der viele Motive wie Fake News, Paranoia und andere Unsicherheiten plötzlich unglaublich vertraut erscheinen lässt. Ein Pageturner der Meisterklasse!

im Shop ansehen weitere Empfehlungen von Unsere Magazin Redaktion