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Persönliche Lese- tipps

Barbara empfiehlt:

Hildur - Die Spur im Fjord von Satu Rämö

Kühles Lesevergnügen

Hildur, Leiterin der Abteilung für vermisste Kinder in einem kleinen Küstenort Islands, bekämpft ihre inneren Dämonen, indem sie bei jedem Wetter im Atlantik surfen geht. Vor vielen Jahren verschwanden ihre beiden jüngeren Schwestern auf dem Heimweg von der Schule spurlos in einem neugebauten, noch nicht für den Verkehr freigegebenen Straßentunnel.

Ihr neuer Kollege, der finnische Austausch-Polizist Jakob, früher Biologielehrer, versucht drüber hinwegzukommen, dass er seinen Sohn nach einer Trennung nicht mehr regelmäßig sehen kann – Stricken hilft ihm dabei.

Die beiden bekommen es mit einem seltsamen Fall zu tun: nach einem Lawinenabgang wird ein Ermordeter ausgegraben, der im Ort als Außenseiter galt. Es ist der Auftakt zu einer Serie von Morden, die zunächst in keinem Zusammenhang zu stehen scheinen...

Spannender, flott geschriebener und atmosphärischer Island-Krimi mit einem sympathischen Ermittler-Duo, von der finnischen Autorin Satu Rämö, die seit 20 Jahren dort lebt und den Lesenden interessante Einblicke in das isländische Alltagsleben gibt. Und was die Insel an Naturgewalten und Naturlebensräumen zu bieten hat, kommt auch nicht zu kurz. Ein 2. und 3. Band erscheinen dieses Jahr. Empfehlenswert!

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Barbara empfiehlt:

Die Medici-Morde von David Hewson

Venedig im Februar

Eine venezianische Ermittlerin und ein pensionierter englischer Archivar recherchieren im Fall eines ermordeten TV-Historikers: dieser plante eine sensationelle Enthüllung zu zwei Mordfällen aus der Zeit der Medici-Herrschaft im 16. Jahrhundert. Noch bevor das Geheimnis gelüftet werden kann, wird der Historiker ermordet im Canale treibend aufgefunden.

Ein stimmiger, klassischer Whodunnit-Krimi: eine umfangreiche Riege an Verdächtigen (die Ehefrau, der Sohn, frühere Weggefährt*innen aus alten Studienzeiten in Cambridge) und der riesige Nachlass eines rätselhaften Antiquars, der angeblich den Schlüssel zur Klärung der historischen Kriminalfälle enthält...

Leseempfehlung für (kunst-) historisch interessierte Venedig- und Italien-Fans mit einer Prise englischem Humor

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Barbara empfiehlt:

Marseille 1940 von Uwe Wittstock

Spannender kann Geschichte kaum sein

Ab 1940 ist Frankreich ein geteiltes Land, die Vichy-Regierung erlässt immer schärfere Gesetze gegen Juden. Zahlreiche Menschen retten sich in die unbesetzte Zone, viele versuchen, von dort aus sichere Länder wie die USA, England oder zumindest zuerst einmal Lissabon zu erreichen. Viele der abenteuerlichen Fluchtgeschichten sind untrennbar mit dem Namen Varian Fry verbunden: der junge amerikanische Journalist, der Anfang der 30er Jahre Berlin besuchte und schon damals von den Ausgrenzungsmethoden angewidert war, sammelt in den USA Spenden und eröffnet in Marseille ein „Fluchtbüro“.

Teilweise aus französischen Internierungslagern für Ausländer kommend, nach monatelangen Wartezeiten auf Visa und Einreisegenehmigungen, oft mit Unterstützung der lokalen Bevölkerung gelingt es so Hannah Arendt, André Breton, Marc Chagall, Marcel Duchamp, Max Ernst, Lion Feuchtwanger, Siegfried Kracauer, Konrad Heiden, Heinrich und Golo Mann, Hertha Pauli, Alfred Polgar, Franz Werfel und seiner Frau Alma und vielen anderen, legal oder illegal, mit zum Teil gefälschten oder ganz ohne Papiere die Pyrenäen zu überqueren oder Marseille mit dem Schiff zu verlassen.

Wittstock hat dieses Jahr 1940 aus Briefen, Tagebüchern, Autobiografien und Interviews szenisch rekonstruiert und widmet es allen Menschen, die damals in Frankreich um das Überleben kämpften.

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Ina empfiehlt:

Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht von Julia Jost

Großartiges Debüt über das Aufwachsen am Land

Kärnten, Mitte der 90er Jahre. Die Ich-Erzählerin wird als kleines Mädchen mit ihrer Familie den elterlichen Dorf-Gasthof verlassen und in die größere Stadt ziehen. Unter dem Umzugslastwagen versteckt rekapituliert sie ihre Kindheit und das Leben am Dorf zwischen Katholizismus, patriarchalen Strukturen und Aufschwung der FPÖ.

Die Klarheit ihrer Beobachtungen und Schilderungen verrät, dass die kindliche Perspektive nicht ganz wörtlich zu nehmen ist.

Julia Jost beschreibt in diesem Roman mit autobiografischen Zügen wie es ist, in einem Umfeld aufzuwachsen, in das man von Anfang an nicht hineinpasst und hineinpassen möchte. Das Buch feiert die überbordende (kindliche) Fantasie, den Humor und die Fabulierkunst, der es wohl zu verdanken ist, dass die Protagonistin an ihrer Umgebung nicht zerbricht.

Der Roman ist ein Feuerwerk an großartigen Sätzen und ein überzeugendes Porträt der gesellschaftspolitischen Stimmung in den 90er Jahren am Land. Mit Julia Jost hat eine herausragende Autorin die literarische Bühne Österreich betreten.

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Ina empfiehlt:

Wir sitzen im Dickicht und weinen von Felicitas Prokopetz

Psychologischer Generationenroman

Der Titel lässt schon erahnen, dass es hier nicht heiter zugeht. Valerie leidet Zeit ihres Lebens unter einer egoistischen Mutter mit hohem Aggressionspotenzial und mangelnder Impulskontrolle. „Muttergefühle“ scheinen ihr fremd, während Valeries Vater nicht erst seit der frühen Scheidung durch Abwesenheit glänzt.

Valerie wird ein selbstständiges, altkluges Kind. In der Pubertät revoltiert sie, als junge Frau sucht sie Zuflucht in einer konventionellen Paarbeziehung und früher Mutterschaft, ihren Sohn kann sie, als dieser sich in der Pubertät beginnt abzunabeln, nicht loslassen.

Felicitas Prokopetz beleuchtet auch die Familiengeschichten der Eltern Valeries und somit die Dynamik verschiedener Eltern-Kind-Konstellationen, die über die Generationen hinweg Auswirkungen auf die Nachfahren zu haben scheinen. Ein hervorragend konstruiertes, psychologisch überzeugendes Porträt der Komplexität von Eltern-Kind-Beziehungen. Sehr gelungenes Debüt!

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Trophäe von Gaea Schoeters

Ein aufwühlendes Buch über unsere Beziehung zu Afrika

Auch wenn es in Gaea Schoeters Roman sehr hemingwayesk um die Großwildjagd in Afrika geht: Man muss sich nicht sonderlich für Jagd interessieren, um von diesem Buch fasziniert u sein.

Hunter White ist seit seiner Kindheit passionierter Jäger. Als er in Afrika die sogenannten Big Five mit einem Nashorn vollmachen will, macht man ihm ein schreckliches unmoralisches Angebot, dem er nicht widerstehen kann.

Dieses Buch informiert uns schonungslos über das Verhältnis zwischen dem Westen und dem afrikanischen Kontinent. Es geht um Ethik und Moral, um Reichtum und Armut und um die menschenverachtenden Auswirkungen des Kolonialismus. Wer etwas Aktuelles und zugleich Zeitloses über Afrika lesen möchte, ist mit diesem Buch bestens bedient. Ein Buch, das lange nachhallt.

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Leuchtfeuer von Dani Shapiro

Verbundene Schicksale

Zwei Familien wohnen jahrelang nebeneinander und kämpfen mit ihren jeweils eigenen Dämonen. Das Leben der Wilfs ändert sich schlagartig, als die Kinder Sarah und Theo als Teenager einen folgenschweren Auto-Unfall verursachen. Die Ehe ihrer Nachbarn Alice und Shenkman ist in einer schweren Krise, was nicht zuletzt an ihrem Sohn Waldo liegt; er ist hochintelligent, entspricht aber nicht den Vorstellungen seiner Eltern.

Im Lauf des Romans zeigt sich, dass die Schicksale der beiden Familien durch viele Fäden verbunden sind, und dass Menschen auch Blutverwandschaft eine zentrale Bedeutung für das Leben eines anderen Menschen haben können.

Eine großartig konstruierte Geschichte, dramatisch aber kitschfrei, die man sich beim Lesen sehr gut auch verfilmt vorstellen kann. Große amerikanische Erzählkunst!

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Ina empfiehlt:

Das kleine Haus am Sonnenhang von Alex Capus

Eine Ode an die Leichtigkeit

Alex Capus erzählt hier autobiografisch von einem kleinen Steinhaus, das er als junger Mann und beginnender Schriftsteller in Italien bewohnte. Im Erinnern an die Atmosphäre dieses spartanischen Refugiums, an die Anfänge seines Schreibens und der Beziehung mit seiner heutigen Frau schreibt der Schweizer Autor über das Leben, das Schreiben, das Land Italien und die Liebe.

Das Buch ist ein nostalgischer Rückblick an einen herrlichen Lebensabschnitt und eine Hommage an das einfache Leben. Dass das Paradies eines Tages getrübt wird und die Aufenthalte im Haus am Sonnenhang ein Ende finden, tut der Leichtfüßigkeit und unbeschwerten Stimmung dieses Büchleins keinen Abbruch. Ein wunderbares Buch über das süße Leben. Ein wunderbares, positiv stimmendes Buch!

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Ina empfiehlt:

Lichtungen von Iris Wolff

Wie werden wir zu dem, wer wir sind?

Die großartige erzählte Lebens- und Liebesgeschichte von Lev und Kato wird quasi von hinten aufgerollt: Das Buch beginnt mit einem „Ja!“ auf eine entscheidende Frage in der Gegenwart und führt kapitelweise zurück in Levs und Katos und Kindheit. Von Kindheit an verbunden, trennen sich die Wege der beidenals Heranwachsende: Lev bleibt in seiner Heimat in Siebenbürgen; Kato macht sich als junge Frau auf den Weg, verlässt ihn und ihr Dorf.

Durch diese ungewöhnliche Erzählweise wird überzeugend beschrieben, wie es zu dem Punkt gekommen ist, an dem sich die beiden zu Beginn des Romans befinden.

Eine einfühlsam erzählte Liebesgeschichte mit wunderbaren Naturbeschreibungen und einer wunderschönen literarischen Sprache vor dem Hintergrund Rumäniens, das ich allen Leser*innen von Herzen empfehlen möchte!

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Ina empfiehlt:

Die Verletzlichen von Sigrid Nunez

Ein feinsinniges Plädoyer für das Zwischenmenschliche

Die Erzählerin soll in der New Yorker Wohnung einer Freundin deren Papagei hüten. Dort trifft sie auf einen jungen Mann, der sich nach einem Konflikt mit seinen Eltern ebenfalls in das Apartment zurückgezogen hat. Diese Grundkonstellation ist Anlass für kluge Alltagsbeobachtungen sowie viele elegante Reflexionen über das Leben, Lieben und Schreiben und die eigene Vergangenheit.

Ein wunderbares und tröstliches Buch über die Erkenntnis, dass uns Glück geschenkt wird, wenn wir uns für andere Menschen öffnen. Große Empfehlung!

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