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Persönliche Lese- tipps

Barbara empfiehlt:

Hell von Shelley Burr

Showdown Downunder

Die smarte und spröde Mina McCreery lebt zurückgezogen mitten im australischen Busch auf der Schaffarm, die sie von ihrer Familie übernommen hat. Einmal im Monat unternimmt sie lange Autofahrten in den nächsten Ort, um einzukaufen, Bücher auszuleihen und mit einer Freundin Neuigkeiten auszutauschen.

Der Privatdetektiv Lane Holland nimmt mit ihr Kontakt auf, weil er das ungeklärte Verschwinden ihrer Zwillingsschwester vor 20 Jahren neu untersuchen möchte. Seine Motive sind zunächst unklar: geht es ihm um die hohe Belohnung, die ausgesetzt ist oder hat er andere Gründe?

Dieses fabelhafte Debüt der jungen australischen Autorin ist ein feiner, preisgekrönter literarischer Krimi mit einem clever entwickelten Plot. Mehrere scheinbar unabhängige Erzählstränge verknüpfen sich nach und nach zu einem logischen Ganzen, immer neue Wendungen führen zu einer stimmigen Aufklärung in den rasanten letzten Kapiteln.

Absolute Leseempfehlung! Nicht nur für Australien-Fans!

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Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück von Ulf Kvensler

Doppelbödiges Kammerspiel in unberührter Natur

Der alljährliche Wander-Trip von Anna, Henrik und ihrer Freundin Milena beginnt unerwartet: Milena bringt ihren neuen Freund Jakob mit - gutaussehend, sportlich, charmant. Anna wird das Gefühl nicht los, den Mann schon früher gesehen zu haben. Was als mehrtägige Wanderung im nordschwedischen Nationalpark Sarek beginnt, entwickelt sich zu einem Psychothriller der besonderen Art: schwelende Konflikte brechen auf, neue entstehen, die die dunklen Seiten der 4 zu Tage fördern.

Als sich die Paare nach einem weiteren Zwischenfall trennen, verirren sich Anna und Henrik in einem Schneesturm und verlieren in unwegsamem Gelände die wichtigsten Survivalutensilien: ihre Wanderkarte und den Proviant. Ihre einzige Chance zu überleben ist – was eigentlich keiner der beiden will - sich wieder dem anderen Paar anzuschließen...

Gekonnter Spannungsaufbau, zwielichtige Charaktere, eine raue und einsame Berglandschaft, tödliche Eskalation und ein überraschendes Finale...

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Hildur - Die Spur im Fjord von Satu Rämö

Kühles Lesevergnügen

Hildur, Leiterin der Abteilung für vermisste Kinder in einem kleinen Küstenort Islands, bekämpft ihre inneren Dämonen, indem sie bei jedem Wetter im Atlantik surfen geht. Vor vielen Jahren verschwanden ihre beiden jüngeren Schwestern auf dem Heimweg von der Schule spurlos in einem neugebauten, noch nicht für den Verkehr freigegebenen Straßentunnel.

Ihr neuer Kollege, der finnische Austausch-Polizist Jakob, früher Biologielehrer, versucht drüber hinwegzukommen, dass er seinen Sohn nach einer Trennung nicht mehr regelmäßig sehen kann – Stricken hilft ihm dabei.

Die beiden bekommen es mit einem seltsamen Fall zu tun: nach einem Lawinenabgang wird ein Ermordeter ausgegraben, der im Ort als Außenseiter galt. Es ist der Auftakt zu einer Serie von Morden, die zunächst in keinem Zusammenhang zu stehen scheinen...

Spannender, flott geschriebener und atmosphärischer Island-Krimi mit einem sympathischen Ermittler-Duo, von der finnischen Autorin Satu Rämö, die seit 20 Jahren dort lebt und den Lesenden interessante Einblicke in das isländische Alltagsleben gibt. Und was die Insel an Naturgewalten und Naturlebensräumen zu bieten hat, kommt auch nicht zu kurz. Ein 2. und 3. Band erscheinen dieses Jahr. Empfehlenswert!

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Die Medici-Morde von David Hewson

Venedig im Februar

Eine venezianische Ermittlerin und ein pensionierter englischer Archivar recherchieren im Fall eines ermordeten TV-Historikers: dieser plante eine sensationelle Enthüllung zu zwei Mordfällen aus der Zeit der Medici-Herrschaft im 16. Jahrhundert. Noch bevor das Geheimnis gelüftet werden kann, wird der Historiker ermordet im Canale treibend aufgefunden.

Ein stimmiger, klassischer Whodunnit-Krimi: eine umfangreiche Riege an Verdächtigen (die Ehefrau, der Sohn, frühere Weggefährt*innen aus alten Studienzeiten in Cambridge) und der riesige Nachlass eines rätselhaften Antiquars, der angeblich den Schlüssel zur Klärung der historischen Kriminalfälle enthält...

Leseempfehlung für (kunst-) historisch interessierte Venedig- und Italien-Fans mit einer Prise englischem Humor

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Marseille 1940 von Uwe Wittstock

Spannender kann Geschichte kaum sein

Ab 1940 ist Frankreich ein geteiltes Land, die Vichy-Regierung erlässt immer schärfere Gesetze gegen Juden. Zahlreiche Menschen retten sich in die unbesetzte Zone, viele versuchen, von dort aus sichere Länder wie die USA, England oder zumindest zuerst einmal Lissabon zu erreichen. Viele der abenteuerlichen Fluchtgeschichten sind untrennbar mit dem Namen Varian Fry verbunden: der junge amerikanische Journalist, der Anfang der 30er Jahre Berlin besuchte und schon damals von den Ausgrenzungsmethoden angewidert war, sammelt in den USA Spenden und eröffnet in Marseille ein „Fluchtbüro“.

Teilweise aus französischen Internierungslagern für Ausländer kommend, nach monatelangen Wartezeiten auf Visa und Einreisegenehmigungen, oft mit Unterstützung der lokalen Bevölkerung gelingt es so Hannah Arendt, André Breton, Marc Chagall, Marcel Duchamp, Max Ernst, Lion Feuchtwanger, Siegfried Kracauer, Konrad Heiden, Heinrich und Golo Mann, Hertha Pauli, Alfred Polgar, Franz Werfel und seiner Frau Alma und vielen anderen, legal oder illegal, mit zum Teil gefälschten oder ganz ohne Papiere die Pyrenäen zu überqueren oder Marseille mit dem Schiff zu verlassen.

Wittstock hat dieses Jahr 1940 aus Briefen, Tagebüchern, Autobiografien und Interviews szenisch rekonstruiert und widmet es allen Menschen, die damals in Frankreich um das Überleben kämpften.

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Das Fest von Margaret Kennedy

Warum Pfarrer Samuel Bott seinen Schach-Abend nicht einhalten konnte

Cornwall, 1947: Ein Ferienhotel an der Küste wird von einem Felssturz verschüttet und Pfarrer Bott muss an der Grabrede schreiben.

Eine Woche davor: nach und nach trudeln die Sommergäste ein, eine zusammengewürfelte Truppe, jede*r mit speziellen Eigenheiten. Darunter ein älteres Ehepaar, das sich nichts mehr zu sagen hat, eine ständig kränkelnde Mutter mit Ehemann und Kindern und eine reife Schriftstellerin mit jungem Chauffeur/Liebhaber.

Auch die Angestellten und die Betreiber der Pension kämpfen mit eigenen Problemen: die Hausdame scheucht das Hausmädchen herum, der Inhaber hat nichts zu melden und ergeht sich in philosophischen Betrachtungen und seine Frau schmeißt den Laden quasi allein - in Zeiten von Lebensmittelrationierung kein leichtes Unterfangen. In einer zunehmend aufgeladenen Atmosphäre entwickeln sich Freundschaften, Feindschaften und Liebeleien. Wer am Ende vom drohenden Unheil verschont wird, bleibt buchstäblich bis zur letzten Seite spannend.

Ein origineller Gesellschaftsroman aus dem Nachkriegs-England: mit feinem schwarzen Humor, realistisch gezeichneten Figuren mit all ihren menschlichen Unzulänglichkeiten und Abgründen und einer winzigen Prise Downton Abbey gibt die Autorin Einblicke in die politische und wirtschaftliche Realität des britischen Klassensystems gegen Ende der vierziger Jahre.

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Mord in Sussex von John Bude

Very british - Lesevergnügen für Freunde des guten alten Whodunnit-Krimis

Superintendent Meredith ermittelt im Fall eines ermordeten Farmers: an den Flanken der Kreidefelsen an der englischen Südküste werden Spuren entdeckt, die auf einen Mord hindeuten, aber die Leiche bleibt verschwunden. Nacheinander geraten alle Figuren unter Verdacht, die Lösung des Falles ist aber dann doch noch ungewöhnlicher als sämtliche von Meredith aufgestellten Theorien…

Gefällt mir immer gut: eine gezeichnete Karte mit den Schauplätzen der Ereignisse zum Nachverfolgen und Miträtseln ist auch dabei.

John Bude war ein höchst erfolgreicher Autor und Mitbegründer der British Crime Writers Association, sein Krimi aus dem Jahr 1936 erscheint bei Klett-Cotta zum ersten Mal auf Deutsch.

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If We Were Villains. Wenn aus Freunden Feinde werden von M. L. Rio

Shakespeare, spannend

7 junge Leute studieren Schauspiel am „Dellecher“, einer Kunst-Akademie, untergebracht in einem alten Herrenhaus am See, umgeben von Wald. Sie haben ein Faible für Shakespeare, verwenden in ihren Gesprächen Dialoge aus seinen Stücken und lernen ihre Texte in der alten Bibliothek neben dem Kaminfeuer.

Und auch abseits der Bühne spielen sie bestimmte Rollen, wodurch die Grenzen zwischen Realität und Spiel zunehmend verschwimmen, nicht nur für die Studierenden, sondern auch die Leser*innen.

Als einer der 7 nach der Aufführung von „Julius Caesar“ tot im See treibt, versucht der Ermittler den Ablauf zu rekonstruieren. Die subtilen Spannungen innerhalb der Freundesgruppe wecken seinen Verdacht.

Ein elegant aufgebauter Krimi mit geschickt gestreuten Verdachtsmomenten rund um Freundschaft, Liebe und Hass, der gut verfilmbar wäre. Dialoge aus Stücken des Dramatikers, die zur Situation passen, sind in den Text eingewoben. In dieser doppelbödigen Atmosphäre beschleicht den Ich-Erzähler langsam das Gefühl, seine Freunde nicht wirklich zu kennen und dass er längst nicht alles weiß, was sich in dieser Nacht tatsächlich abgespielt hat...

Die Autorin hat nicht nur einen Master in Shakespeare-Studies, sondern auch Theater-Erfahrung als Schauspielerin, Regisseurin und Produzentin.

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Die Postkarte von Anne Berest

Spannende Familiengeschichte nach einer wahren Begebenheit

Anfang der 2000er Jahre trifft bei der Familie der Autorin eine mysteriöse Postkarte ein, auf der nur vier Namen und die Adresse stehen, Absender unbekannt. Eine Nachricht? Eine Drohung? Alle sind ratlos, die Karte verschwindet im umfangreichen Familienarchiv; es sind die Namen von vier während der Shoah ermordeten Familienmitgliedern.

Jahre später macht sich die Autorin auf die Suche nach dem Absender und rollt - mit Hilfe des Archivs ihrer Mutter, oral history, eines Privatdetektivs, verschiedenen Bekannten – die Geschichte von vier Generationen ihrer Vorfahren auf. Es geht um jüdische Identität und Mut, Resilienz und neue Bedrohungen, Widerstand und Zufälle. Und ganz zuletzt kann sie doch noch die rätselhafte Herkunft der Postkarte klären.

Ein sehr stimmiges und fesselndes Buch mit einem überraschenden Ende, bei dem ich mich jedes Mal aufs Weiterlesen gefreut habe.

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Northern Spy - Die Jagd von Flynn Berry

Inside IRA

Tessa, Mitarbeiterin der BBC im Studio Belfast, traut ihren Augen nicht: ihre Schwester, die angeblich auf einem Kurztrip am Meer ist, ist in den Nachrichten in einem Überwachungsvideo zu sehen, als sie sich gerade eine schwarze Wollmütze über den Kopf zieht. Minuten später findet ein bewaffneter Raubüberfall statt, durchgeführt von der IRA.

Was ist geschehen? Die ganze Familie war immer republikanisch, aber nie militant. Tessa wird vernommen und ist sich sicher, dass ihre Schwester, die Rettungsfahrerin, auf keinen Fall IRA-Aktivistin sein kann.

Nach und nach entfaltet sich ein Verwirrspiel um Informanten und Doppelagenten und Tessa findet sich in einer Rolle wieder, die sie nie spielen wollte...

Spannender Krimi zum Nordirland-Konflikt aus weiblicher Sicht – für die Protagonistin eine Gratwanderung zwischen Nervenkitzel und Gefahr – auch für die eigene Familie…

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