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Persönliche Lese- tipps

Ana empfiehlt:

Die Frau, die nicht lieben wollte und andere wahre Geschichten über das Unbewusste von Stephen Grosz

Die Frau, die nicht lieben wollte

"In den Merkwürdigkeiten unseres Verhaltens zeigt sich das Unbewusste."

Seit über 25 Jahren arbeitet Stephen Grosz als Psychoanalytiker in London und unterrichtet auch am University College.

'Die Frau, die nicht lieben wollte und andere wahre Geschichten über das Unbewusste' ist glaube ich die interessanteste Ansammlung von seinen geklärten Fällen aus der Psychoanalyse, die ich bis jetzt gelesen habe.

Er hat es geschafft Fälle, die über Monate oder Jahre hinweg dauerten, in 3-5 Seiten zu erklären und aufzuklären. Außerordentlich spannend und in keiner schweren Fachsprache schildert er uns seit wann und warum seine Klienten ihre ganz eigenen Ticks und Wahrnehmungsverzerrungen haben.
Ich habe das Buch an einem Tag fast durch gehabt und empfehle es in meinem Freundeskreis seither so oft, dass ich die Fälle schon fast auswendig wiedergeben kann.
Extrem empfehlenswert und ein Plädoyer dafür, dass es sich bei jedem Menschen lohnt, genauer hinter die Fassade zu schauen. Und wenn man das macht, lohnt es sich, nochmals zu überprüfen, ob sich dahinter nicht eine weitere Bühne befindet, auf der sich das grandiose Theater der psychischen Zwänge und Dränge abspielt.

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Das Feld von Robert Seethaler

Das Feld

Wem Robert Seethaler nichts sagt, der weiß nicht was er da verpasst! Seethaler ist für mich einer der wunderbarsten Schriftsteller der österreichischen Gegenwartsliteratur!

Zu seinen Büchern möchte man gar nicht viel sagen, lediglich den Leuten eines in die Hand drücken und sie bitten, es zu lesen.

Die Frage, worüber ein Toter sprechen würde, wenn er noch einmal etwas sagen könnte, geistert bereits seit Jahrhunderten unbeantwortet durch unser aller Welt.

In ‘Das Feld’ (damit ist ein Friedhof gemeint) lässt der Autor 29 Tote zu Wort kommen. In Form von kurz gehaltenen Monologen führt er uns durch die verschiedensten Erinnerungen. Sein Schreib- und Erzählstil ist nicht nur angenehm, sondern auch wunderschön gelungen. Und der Schluss lässt einen wünschen, Seethaler hätte den ganzen Friedhof noch ein letztes Mal zu Wort kommen lassen, nicht ‘nur' 29 Tote. Von der ersten Seite an ein gelungener Roman den ich noch sehr oft weiterempfehlen werde!

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Frauengeschichten von Arthur Schnitzler

Frauengeschichten

“Man kann die Bedeutung der einzelnen Dinge im Moment des Erlebens nicht abschätzen.” Das wird dem Ich-Erzähler erst bewusst, als er versucht sich an das Erlebte zu erinnern.

Wie immer bei Arthur Schnitzlers Werken sind auch hier ganze Schicksale zu entdecken. Jedoch werden diese nicht in der Sprache der Frauen selbst geschildert, sondern aus der Sicht und Wahrnehmung des Ich-Erzählers bzw.

des Autors selbst.

Die zehn Frauengeschichten sind Konstruktionen von Deutungen und Interpretationen aus vielen Begegnungen, die Schnitzler in seinem Leben, nicht nur privat sondern auch als Arzt, erfahren hat.

Die Frauen in diesen ausgewählten Erzählungen durchleiden einen Prozess des Erkennens, auf den die jeweiligen männlichen Figuren meist mit Unverständnis oder Fehldeutung reagieren.

Diese Geschichten sind – finde ich – nicht nur aus psychologischer Sicht extrem gut gelungen, sie lassen einen auch schmunzeln, wenn man bedenkt, dass für Schnitzler und Freud die Frau und ihr Verhalten im 20. Jahrhundert immer noch ein Rätsel war.

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Die Legende vom heiligen Trinker von Joseph Roth

Die Legende vom heiligen Trinker

"Gebe Gott uns allen, uns Trinkern, einen so leichten und so schönen Tod!"



1939. Ein unglaublich raffinierter, realitätsnaher Verlauf einer möglichen Begebenheit: Zwei Fremde, die unter Brücken schlafen. Einer gibt dem anderen recht viel Geld und sagt lediglich, er soll es der Heiligen Therese zurückzahlen.

Wir an der Stelle eines Obdachlosen würden uns auch zuerst eine warme Mahlzeit kaufen. Und am nächsten Tag auch. Und dazu ein Glas Alkohol. Rotwein? Bier? Worauf hätte man denn Lust nach einer langen Zeit ohne Geld? Neue Kleidung wäre auch angemessen, jetzt wo man jeden Tag fein schmaust. Das Geld scheint für Andreas nicht zu enden. Erst Sonntag muss er zur Heiligen Therese in die Kirche. Aufschieben tun wir Sachen nicht, weil wir müssen sondern weil's sich halt irgendwie doch nicht ganz ausgegangen ist sie zu erledigen. Das passiert auch Obdachlosen. Die Heilige Therese wird's einem ja nicht übel nehmen wenn man den Besuch um ein paar Wochen verschiebt und sich in der Zwischenzeit noch etwas zu trinken gönnt. Mit Fremden, Bekannten, alten Lieben und zum Schluss dann ganz allein.

Mit dem Untertitel „Das finale furioso eines erfüllten Lebens“ hat Joseph Roth - österreichischer Schriftsteller und Journalist - wohl eine der schönsten Legenden des 20. Jahrhunderts geschrieben, die auf jeden Fall weitererzählt gehört!

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Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins von Milan Kundera

Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins

Kundera nimmt die Welt - mit einem sprachlichen und philosophischen Anspruch - nicht nur auseinander und untersucht sie, er fügt sie dann auch wieder neu zusammen.

Dieses Buch ist ein anspruchsvoller Mix aus Psychoanalyse, Philosophie und Politik, die Beziehung eines Paares und der Gesellschaft in der es sich befindet.

Wer eine literarisch gelungene Sicht über Liebe und die verschiedenen Gründe und Hintergründe der Protagonisten erfahren möchte (zum Beispiel warum der Mann betrügt und die Frau trotzdem bei ihm bleibt) der sollte sich diese Lektüre nicht entgehen lassen.

Die Beziehung zwischen Tomas und Teresa ist nicht einfach, da beide verschiedene Vorstellungen von einer Liebesbeziehung haben. Ereignisse werden sowohl aus Teresas, wie auch aus Tomas' Sicht wiedergegeben, da sie Dinge oft ganz verschieden bewerten und sehen. Aber auch der Geliebten von Tomas und ihrem Freund gibt Kundera eigene Passagen im Roman und stellt sie somit auch in den Mittelpunkt.

Der Wechsel zwischen den Perspektiven ist dem Autor extrem gut gelungen. Kundera bestätigt: Bücher über Liebe müssen nicht trivial sein. Traurig ist dieses trotzdem und wird für mich und viele andere als moderner Belletristik-Klassiker eingestuft. Eine wirkliche unerträgliche Leichtigkeit dieses Mensch-Sein.

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Der Sommer meiner Mutter von Ulrich Woelk

Der Sommer meiner Mutter

Themen wie erste Liebe, Sex, Ehe, Selbstmord und Homosexualität kommen in der Gesellschaft so oft vor, aber wer von uns erinnert sich noch wann genau wir das erste mal mit ihnen konfrontiert worden sind? Tobias weiß es noch. Er wird's für immer wissen, es war der Sommer 1969.

Sanft und traurig.

Politisch und persönlich. Woelk verpackt das Ausbrechen aus einem Käfig und zugleich den Versuch des Fliegens ohne Flügel auf eine Weise, die einen darüber nachdenken lässt, dass man nicht weiß, wie man Dinge verhindern kann, sodass nicht alles voller Wunden endet. Man kann nicht mehr zurück und erkennt auf einmal oder besser gesagt zum ersten mal wie wir die Welt wahrnehmen und dass wir sie nicht alle gleich wahrnehmen. Das ist vielleicht die wichtigste Erkenntnis für einen Menschen.
Auf der ersten Seite erzählt Tobias es ist der Sommer, in dem sich seine Mutter umbringt. Als die neue Nachbarsfamilie einzieht, kollidieren zwei Welten. Er erzählt darüber wie er mitbekommt, dass seine eher konservativen Eltern sich nach und nach durch die Freundschaft mit den kommunistischen Eltern von Rosa verändern. Wie er sich in Rosa - die für ihr Alter sehr überreif ist – verliebt. Er ist hin- und hergerissen zwischen weiter mit Raketen spielen oder sich mehr damit beschäftigen was in der Welt da draußen wirklich los ist.

Rosa sagt ihm, seine Mutter passt gut zu ihrem Vater und sie macht ihn auch darauf aufmerksam, dass sein Vater mit ihrer Mutter geflirtet hat. Er versteht was sie meint aber er versteht es auch nicht. Warum differenzieren sich die Wahrnehmungen von den zwei Kindern so sehr? Genau das macht dieses Buch für mich zu einer gelungenen Empfehlung.

Tobias verliert in diesem Sommer seine Unschuld auf Ebenen, die so prägend sind, dass man einfach nicht glauben kann, dass ein Kind nach so einem Sommer ohne eine Gesprächstherapie alles je verarbeiten kann.

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All das zu verlieren von Leïla Slimani

All das zu verlieren

"Schön sein. Bereit sein. Die falschen Prioritäten setzen, unweigerlich."
Wem Effi Briest und Madame Bovary etwas sagen, der wird die simplere, moderne Adele ebenfalls kennenlernen wollen! Kein Unterhaltungsbuch. Intim, real und perfekt vorstellbar, ohne dabei unangenehm obszön oder pornographisch zu werden.

Wie ein Mensch frühzeitig ein Verlangen vom Begehren entwickelt, das nie gesättigt werden kann.

Kurze Kapitel und ein direkter Erzählstil, der gerne auf geblümte Details und Langatmigkeit verzichtet, macht diesen Roman von der französisch-marrokanischen Autorin Leila Slimani zu einer ausgesprochen gelungenen Lektüre.

Wohnhaft in Paris, verheiratet mit einem Arzt, Mutter eines kleinen Jungen. Für ihren guten Job hat sie nicht viel tun müssen. Doch das alles ist nebensächlich für Adele. Solange sie gut ausschaut, darf das nicht vergeudet werden. Sie betrügt ihren Mann so oft und so gleichgültig, dass es sie selber wundert und ihren Sohn empfindet sie schon fast als Störfaktor.

Beim Versuch dem entkommen, sich vom unmoralischen Verhalten zu befreien, eine gute Mutter und Ehefrau zu sein, überkommt sie wieder dieser Schleier von Unzufriedenheit den niemand nachvollziehen kann. Sie balanciert so lange am Rand, weil sie mit den Konsequenzen nie konfrontiert wird. Wie ein Dieb der klaut, nicht weil er die Gegenstände benötigt, sondern weil er einfach nie erwischt wird. Will sie erwischt werden? Will sie alles verlieren? Neben Unverständnis dafür, was diese Frau reizt und was sie aufs Spiel setzt, entwickelt man als Leser doch auch Verständnis für ihre unerklärlichen Gedankengänge und ihr Verhalten. Ein Buch das mich durch Titel und Cover zuerst nicht angesprochen hat, aber nach den ersten Seiten war klar, es muss bis zum Schluss gelesen werden. Danke Frau Slimani!

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"Freunde sind wir ja eigentlich nicht" von David Österle

"Freunde sind wir ja eigentlich nicht"

Schnitzler, Hoffmannsthal, Salten, Beer-Hoffmann und Bahr - in der Zeit ihres Junggesellendaseins - bilden den Café S. Griensteidl-Kreis Mythos.

"Freunde? Freunde sind wir ja eigentlich nicht, wir machen einander nur nicht nervös." Beer-Hoffman über Schnitzler S.58

Spätgeborene waren sie, die Autoren des Jungen Wien.

Hineingeboren in die Epoche des pompösen Historismus, der zu dem Zeitpunkt, als aus ihnen Dichter wurden, bereits in den letzten Zügen lag.

Was haben Schnitzlers Eltern gesagt, als er ihnen vermittelt hat, er wolle Schriftsteller werden? Tja, das war seinem hoch angesehenen Arzt-Vater peinlich! Um ihn direkt aus dem Buch zu zitieren: "Ekelhafter Auftritt zu Haus mit sentimental-düsteren Anspielungen über meinen Lebenswandel. (Soll Geld verdienen, - anständiges Mädl heiraten - natürlich, meine Gesellschaft! Mangelndes Pflichtgefühl)" S.112/113

Man bekommt einen so tiefen Einblick in das Junge Wien wie noch nie zuvor! Einmal in ihre Freundschaft und Gedankenwelt eintauchen und einen Blick hinter die Kulissen werfen.

David Österle hat ein urgutes Buch herausgebracht. Man fühlt sich beim Lesen dem Jungen Wien und der Literaten-Clique wirklich so nah wie dem eigenen Freundeskreis, mit dem man im Stammlokal Bier trinkt und über Politik, Philosophie, Beziehungen und Kultur redet. Mit einigen interessanten Bildern der Schriftsteller und deren Stammplätzen. Richtig gelungenes biografisches Sachbuch das ich absolut jedem Fan des "Griensteidl-Kreises" empfehlen muss!

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Serotonin von Michel Houellebecq

Serotonin

Was für ein Schreib- und Erzählstil!

Michael Houellebecq hat es wieder einmal bewiesen: die Franzosen sind Meister der Satzbastler. Trotz Übersetzung ins Deutsche liest und hört man diese ausgesprochene Qualität heraus. Des Weiteren führt er auch einige bekannte literarische Werke an und verleiht dem Protagonisten natürlich einen ausgesprochen guten Intellekt.

Der Ich-Erzähler wirkt am Anfang so wie sich viele ein typisches Männerbild vorstellen. Je näher er dem Leser seine Lebensgeschichte und verlorenen Liebe bringt, desto mehr verwandelt sich der arrogante, sexistische und vereinsamte Protagonist in einen Menschen, zu dem wir sogar Empathie entwickeln könnten.

“Ich war glücklich, noch nie war ich so glücklich gewesen und ich würde es auch nie wieder sein,; dabei vergaß ich nicht einen Augenblick lang das Vergängliche dieser Situation.”

Was bleibt einem Mann mittleren Alters, der langsam keinen Bock mehr hat, vor allem nicht auf Sex, obwohl er mit einem Escort-Girl in einer 'Beziehung' ist? Geld ist irrelevant im Vergleich zu den Erinnerungen an die eine Liebe, mit der es doch nicht geklappt hat und jetzt kommt der Protagonist aus seinem Elend nicht mehr raus. Egal, es gibt ja die 'eine kleine weiße, ovale, teilbare Tablette'.

“Man sinkt in die Vergangenheit ein, man beginnt in sie einzusinken, und dann scheint es als würde man von ihr verschlungen und als könnte nichts mehr diesem Verschlungenwerden Einhalt gebieten.”

Dieses Buch würde ich eher Männern empfehlen. Oder Frauen, die Zeilen über sexistische Männer und Escort-Girls, nicht kränken. Houellebecq hat hier ein heftig gelungenes Buch geschrieben, das nicht jedem/ jeder gefallen wird.

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The Happy Prince and Other Tales von Oscar Wilde

The Happy Prince and Other Tales

Wer schnell für unterwegs ein kleines Büchlein mithaben will liegt bei dieser Oscar Wilde Reclam Ausgabe genau richtig.

Mehrere seiner bekanntesten Kurzgeschichten, die man unbedingt schon mal gehört haben muss, sind hier zusammengefügt.

Nicht nur The Happy Prince aber auch The Nightingale and the Rose, The Selfish Giant und The Devoted Friend lassen erkennen, dass Oscar Wilde einfach Meister des modernen Ästhetizismus war.

Kein anderer Dandy (Dandyismus: Lebensstil, für den Exklusivität in Kleidung und Lebensführung, ein geistreich-zynischer Konversationston und eine gleichgültig, arrogante Haltung in jeder Situation) hat seine Werke mit soviel Hingabe, in Verzweiflung schimmern lassen können wie er. Wilde muss fast auf Englisch gelesen werden. (Auch Lesenswert: Das Bildnis des Dorian Gray).

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