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Persönliche Lese- tipps

Ana empfiehlt:

Ein wenig Leben von Hanya Yanagihara

Ein wenig Leben

„Als Ehemann, Elternteil, Arbeiter ect. lebt man nach Regeln. Manche nach denen der Gesetze, manche nach denen der gesellschaftlichen Erwartungen. Freundschaft ist die einzige für uns zugängliche Beziehung, in der die Regeln und Grenzen allein von den Teilnehmern entschieden werden können.“
Vier College Freunde in New York – der Traum, endlich ins Leben einzusteigen und die Stadt, in der man aufwuchs, hinter sich zu lassen.

Etwas aus sich machen und ein wenig leben.
So klang das Buch für mich, bevor es nach ca. 300 Seiten eine andere Richtung einschlug und ich merkte, das wird vielleicht mein Lieblingsbuch. Auch wenn ich es ich vor Erschütterung kein zweites Mal lesen werde.
Dort, wo Beichten eine Form von Währung sind und Auseinandergehen von Intimität zeigt, dort hat Hanya Yanagihara einen Superhelden erschaffen. Jude. Seine Superkraft? Aushalten, Mensch zu sein.
Die Autorin hat absichtlich bei Allem übertrieben und deshalb gelingt es dem Leser, wenn es zu viel wird, sich daran zu erinnern, dass so viel Gewalt, so viel Liebe, so viel Mitgefühl, so viel Trauer und so viel Schmerz doch nur in einem Buch vorkommen können. Oder ist von so vielen Menschen auf der Welt die Geschichte eines Menschen wie Jude doch vorstellbar?
Extrem gut ausgewählt finde ich auch das Cover. Aus den 60er Jahren von Peter Hujar mit dem Titel ‚Orgasmic Man‘. Für alle die nach 'Das achte Leben (für Brilka)' nicht wussten, was sie als nächstes lesen sollten.

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1984 von George Orwell

1984

Ein Literaturklassiker hat kein Ablaufdatum!
70 Jahre nachdem 1984 zum ersten Mal erschienen ist, lohnt es sich immer noch gelesen zu werden.
Eine Welt in der Big Brother alles überwacht, alles mithört und alles was wir tun und denken, aufzeichnet. Ein Staat, der nicht der Meinung ist, Realität und Freiheit sei jedem Menschen gewährt, sondern nur jenes sei gewährt, was der Staat für wahr erklärt.

Durch Sprachplanung sollen sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten beschränkt werden. Die Freiheit des Denkens wird aufgehoben. Nicht ohne Grund nennt Orwell die Polizei in seinem Roman Denkpoli/Denkpol.
Ganz nach dem Motto 'ein richtiger Roman, der enthält auch eine Liebesgeschichte' werden wir auch hier von Orwell nicht enttäuscht! Nicht so sehr die Liebe, als vielmehr die Erotik wird vom Staat als Feind betrachtet. Wer ist für die Liebe bereit zu rebellieren?
Ein unglaublich raffinierter und zeitloser Roman, der alles enthält um zu warnen und abzuschrecken, um Augen zu öffnen und uns aufzuwecken. A Classic Orwell.

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Auf Erden sind wir kurz grandios von Ocean Vuong

Auf Erden sind wir kurz grandios

„Ma, du hast mir einmal gesagt, dass Erinnerung eine Entscheidung ist. Aber wenn du Gott wärst, wüsstest du, es ist eine Flut.“
Migrationsroman, Coming-out-Memoir und Totenbuch für einen drogensüchtigen ersten Liebhaber.
Als Lyriker bekannt, brauchte Ocean Vuong fast 8 Jahre, um diesen autobiografischen Roman zu schreiben.

In Saigon geboren, über ein Flüchtlingslager auf den Philippinen in die USA gekommen. Vuong konnte aufgrund seiner Legasthenie bis zu seinem 11. Lebensjahr so gut wie nicht lesen. 10 Jahre später studierte er Englisch am Brooklyn College und ist jetzt einer der lesenswertesten Lyriker der USA.
In kurzen Absätzen verpackt er vom ersten Satz bis hin zum Letzten all sein Talent und Können. Dabei verliert er in keinem Moment Schönheit und Gefühl. Durch seine vietnamesischen Wurzeln bringt Vuong eine gängige Schreibform des Ostens in den Westen, und wir können uns glücklich schätzen, so eine ‚Kulturmischung‘ vor uns zu haben.
Dieser Roman ist ein Brief an seine analphabetische Mutter.
Auf jeden Fall mein Buch des Jahres!

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Der Ursprung der Liebe von Liv Strömquist

Der Ursprung der Liebe

„Und dann rasierte sie sich den Kopf und brüllte herum und griff den Paparazzi mit einem Regenschirm an.“
Von der Royal Family über Britney Spears und quer durch zu Gustav Klimt und Souvenirshop-T-Shirts
Liv Strömquist - Schwedische Autorin und Zeichnerin - hat Politikwissenschaften studiert und lebt ihre Leidenschaft als Comiczeichnerin in Schweden aus, wie Frau Sargnagel es bei uns in Österreich tut.

Strömquist hat hier eine zum laut weinen und laut lachen komische Aufklärung zum Ursprung der Liebe kreiert. Sie selbst nennt es ‚Graphic Essay‘ und ich kann nur sagen, davon brauchen wir mehr!

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Just Kids von Patti Smith

Just kids

“... der seine Augen aufschlug und mir mit seinem Lächeln sagte, dass wir niemals Fremde füreinander gewesen waren.” Patti über Roberts Anblick im Krankenhaus kurz bevor er starb.

Das Buch Just Kids schlägt einem mit einer Wucht ins Gesicht, bei der man zugeben muss, eine solche Verbindung zwischen zwei Menschen muss weit über den Tod hinausgehen.

Das Beste: Originalbilder von Patti und Robert zwischen den Kapiteln lassen uns die Geschichte noch intensiver miterleben als erwartet.

Patti findet sich mit wenig Geld in New York wieder, will Künstlerin werden, aber weiß noch nicht in welche Richtung sie gehen will. Robert, den sie nur flüchtig zwei, drei mal gesehen hat, hilft ihr aus einer kleinen Notsituation heraus. In diesem Moment finden sich zwei Seelen, die schon immer zusammen gehören, auch wenn sie als Menschen mit anderen Partner enden.

Patti und Robert treffen auf viele Künstler der 60er und 70er Hippie-Jahre; Jimi Hendrix, Sam Shepard, Janis Joplin, Andy Warhol, und berichten auch über die damaligen Themen wie dem Vietnamkrieg, Woodstock oder die AIDS-Gefährdung.
Und dabei ist es am Ende eher Zufall, dass Patti eine Weltkarriere als Rockmusikerin macht. Musik spielt für sie, als angehende Künstlerin, anfangs gar keine Rolle. Viel stärker ist in der beschriebenen Zeit ihre Beschäftigung mit der Poesie und Roberts mit der Malerei und Fotografie. Die persönliche Stärke für ihre Karriere aber hat sie sich genau aus dieser Hingabe an die Kunst und aus der Gemeinsamkeit mit ihrem Freund Robert geholt.

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Das Spiel ist aus von Jean-Paul Sartre

Das Spiel ist aus

Sich hineinversetzen, mitfühlen und mitleiden.
"Ich gäbe meine Seele dafür hin, wenn ich um deinetwillen noch einmal leben dürfte" - und sie dürfen!
Von einem der größten Philosophen unserer Zeit geschrieben, lässt sich diese kurze Geschichte nicht nur schnell lesen, sie zieht auch jeden in seinen Bann.

Durch ihren einfachen, aber intensiven Inhalt lässt sie den Leser lange nicht mehr los.
Zwei für einander bestimmte Personen sterben, bevor sie sich im Leben treffen konnten. Sie sterben am gleichen Tag, zur gleichen Stunde und lernen sich in der Schattenwelt kennen. Die Frau am Schalter erklärt ihnen, dass ein Fehler passiert sei. Die Zeit wird noch einmal zurückgedreht, allerdings unter der Voraussetzung, dass sie sich ihrer Liebe hingeben und alles Alte wegfallen lassen. Doch die Vergangenheit stellt erneut Forderungen und sie erwischen sich dabei, wie sie die neue Chance aufs Spiel setzen.
"Zurück im Leben beginnt der Kampf um Ihre Liebe, doch zur Freiheit verurteilt, verlieren sie."

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Genau richtig von Jostein Gaarder

Genau richtig

Norweger Jostein Gaarder, der Philosophie, Theologie und Literaturwissenschaften studiert hat, konnte mit dem Roman 'Sofies Welt' bereits auf eine philosophische Weise überzeugen, die wirklich nur den wenigsten bis jetzt gelungen ist.

'Genau richtig' fällt Gott sei Dank nicht weit von seinem Stamm.

In seinem neuesten Buch zeigt er uns grandios, wie man in einem dünnen Buch, welches in nur einer Nacht spielt, den Lesern das ganze Leben eines Menschen näher bringen kann.

Eine unbekannte Studentin auf der Uni und Albert wird sich niemals erklären können, warum er sich so sicher war, dass Eirin die eine ist, die zu ihm passt und vice versa. Gaarder beschreibt uns eine lange Nacht, in der sein Protagonist von der Begegnung und den prägenden Ausflug mit Eirin erzählt. Albert schreibt in dieser Nacht alles auf woran er sich erinnert, in der Hoffnung, dass seine Kinder eines Tages das Buch finden und die kleinen und großen Geheimnisse ans Licht kommen. Sie sollen wissen warum ihr Haus das Märchenhaus genannt wird. Sie sollen auch wissen, warum er seine Frau, ihre Mutter immer Goldhaar nennt. Vor allem will er nicht aus diesem Leben gehen und Eirin auch nur eine einzige Lüge hinterlassen, die während ihrer Ehe kreiert worden ist.

Aber darf er das? Nach einer Arztdiagnose einfach entscheiden sich das Leben zu nehmen? Macht's das erträglicher für die Angehörigen, wenn er seine Erinnerungen niederschreibt und sie ihnen hinterlässt? Selbstmord ist ein egoistischer Akt, kann er sich nicht einfach zusammenreißen, bis Eirin von ihrer Reise wieder da ist?

Die einfache aber doch schöne Vielfalt, die er hier reinpackt, macht 'Genau richtig' für mich zu genau richtig!

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Der Trafikant von Robert Seethaler

Der Trafikant

Pubertät trifft auf politischen Wahnsinn!
Wien der 30er Jahre: Franz Huchel, ein junger und naiver 'Burschi' vom Land, wird in die Hauptstadt geschickt, um eine Lehre in der Trafik anzufangen. Schnell verliebt sich Franz in Anezka – die lieber einen Mann an ihrer Seite haben will. Planlos und verloren im Wirbel seiner Gefühle sucht er Rat bei einem seiner Stammkunden: Sigmund Freud.

Aber hat nicht ausgerechnet Sigmund Freud noch weniger Ahnung von Frauen wie der junge Neuankömmling? Der laufende Briefwechsel zwischen Franz und seiner Mutter beinhaltet ebenso viele philosophische Ansätze wie die Dialoge mit dem Psychoanalytiker Sigmund Freud selbst.
Nicht nur der Übergang von Demokratie zu Diktatur wird wird mit einer leichten und zugleich packenden Sprache geschildert, auch der Wandel vom jungen Bursch zum Mann wird im Verlauf der Geschichte wunderbar wiedergegeben. Zeitgleich wird die politische Lage in Österreich immer bedrohlicher und wir werden auf eine unglaubliche Weise von Stillgeschwiegenem der Vergangenheit mitgerissen.
Robert Seethaler legt uns in einer leichten Sprache einen Entwicklungsroman vor, der mit Sicherheit noch zum Klassiker der österreichischen Gegenwartsliteratur werden wird, falls er es noch nicht ist!

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Die Königin schweigt von Laura Freudenthaler

Die Königin schweigt

“Und immer die vergebliche Hoffnung, wenn man sich begrüßte und miteinander redete, es könnte etwas Früheres auferstehen, das doch in Wirklichkeit verloren war.”

Laura Freudenthaler hat das Innsbruck liest Projekt 2019 mit ihrem Debütroman ‘Die Königin schweigt’ zu recht gewonnen!

Ein Roman, der uns erinnern lässt, wie schnell die Zeit vergehen kann und wie kurz einem das Leben erscheinen mag, dass es aber trotzdem das Längste ist, das uns allen je passieren wird.

Mit kurzen Abschnitten und simplen aber feinen Sätzen ist es ihr gelungen, uns die Geschichte und das Leben von Fanny auf eine Weise nahezubringen und gleichzeitig auf Distanz zu halten. So war ich es noch nicht von einem Buch gewöhnt.

Eine Frau, geboren auf einem Bauernhof in der Zwischenkriegszeit, die später einen Lehrer heiratet und Schulmeisterin wird. Eine Frau, die von klein auf schon viel arbeitet und ihr ganzes Leben klaglos verbringt. Alles mit einem stetigen Beigeschmack von passiver Lebendigkeit.
Die Menschen, die in der Geschichte handeln, das sind die Anderen. Sie schenkt ihrer Enkelin ein ein Buch, in dem sie ihre Erinnerungen niederschreiben soll. So wird sie aber nie die gesamte Geschichte erfahren, wie sie der Leser erfährt. Denn wie nicht anders zu erwarten, die Königin schweigt.

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Clothes, Clothes, Clothes. Music, Music, Music. Boys, Boys, Boys von Viv Albertine

Clothes, Clothes, Clothes. Music, Music, Music. Boys, Boys, Boys

Bekannt als Gitarristin der englischen Punk-Band The Slits liefert uns Viv Albertine hier eine grandiose Autobiografie, die man genießen wird, auch wenn einem ihre Band The Slits nichts sagt!

In kurzen Kapiteln und mit Bildern aus ihrem Privatarchiv lässt Viv ihre jungen Jahre in England wieder aufleben.

Von London in den 60er, 70er und 80er Jahren und ihren Freundschaften zu anderen Bands wie The Clash oder The Sex Pistols mit Sid Vicious, und ihrer ersten Heroin-Erfahrung mit Johnny Thunder.

Vor allem schildert sie uns, was es bedeutet, als Frau nicht nur Musik machen zu wollen, sondern noch dazu Punk! Auch wenn es in dieser Szene viel Streit unter den Bands gegeben hat, sie wusste was sie wollte und sie hat es geschafft.

Es fühlt sich fast so an, als wäre man selbst mit dabei. Eine gelungene Erinnerung an die Vergangenheit, die Viv Albertine uns hier hingelegt hat. Dieses Buch muss eindeutig auf Englisch gelesen werden!

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