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Persönliche Lese- tipps

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Dazwischen: Ich von Julya Rabinowich

Dazwischen: Ich von Julya Rabinowich

Auch ich stehe ein bisschen zwischen den Stühlen was meine Meinung zum Roman betrifft. Einerseits erzählt Julya Rabinowitsch die sehr berührende Geschichte von Madina, die gemeinsam mit ihrer Familie geflüchtet ist, sich in Deutschland bereits gut eingelebt hat und Laura ihre beste Freundin nennen darf.

Zudem wird die Geschichte aus der Perspektive der jungen Madina sehr authentisch im Stil eines Tagebuches erzählt – somit erhalten wir tiefe Einblicke in ihre Gedankenwelt. Andererseits hat mich der Roman nicht ganz abgeholt. Dies könnte daran liegen, dass es ein Jugendbuch ist und der Schreibstil somit bewusst einfach gehalten ist. Ich musste mehrere Anläufe nehmen, das Buch zu lesen und auch bis zum Ende zu lesen. Auf dem Weg zur Frankfurter Buchmesse habe ich mir endlich die Zeit genommen und es beendet.



Die Geschichte von Madina ist hochaktuell. Es prallen zwei Welten aufeinander, die das junge Flüchtlingsmädchen besser miteinander vereinbaren kann, als etwa ihr Vater.







„Ich war einerseits ganz glücklich und andererseits traurig. Hier kann Damals nicht ersetzen. Gegenwart kann Vergangenheit nicht ersetzen. Ist einfach so. Gegenwart kann die Vergangenheit nur abschwächen, sie verschleieren, sie überdecken.“



(Rabinowich 2016, S.119)







Madina möchte am liebsten den ganzen Tag bei ihrer Freundin zu Hause verbringen, Fernsehen, Schokolade essen und ab und zu mit ihr gemeinsam ins McDonald’s gehen. Sie liebt diese einfachen Dinge, die sie mit ihrer besten Freundin teilen kann. Dieser Aspekt der Erzählung ist besonders schön, denn Madina ist nicht allein, sie wird auch nicht wirklich ausgegrenzt (zumindest vorerst) und Laura ist auf sie zugekommen, weil sie weiß wie es ist nicht dazuzugehören. Die meiste Zeit verbringt sie, neben der Schule, mit ihrer Familie in der Pension, die als Flüchtlingsunterkunft dient. Dort ist die Stimmung sehr gedrückt, da alle nur darauf warten einen Schritt weiter gehen zu können:







„Alle warten hier. Niemand hat etwas anderes zu tun. Bis der Startschuss zum Hierleben fällt. Dieses Warten ist so schwerelos wie Gegenstände im Weltraum. Kein Boden. Kein Oben. Kein unten.“



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Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums 16.07.2014. Gebunden. von Sáenz, Benjamin Alire

Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums – Benjamin Alire Sáenz

Zugegeben, der Titel hatte es mir sehr angetan – Aristoteles, Dante, ich liebe den griechischen Philosophen und den italienischen Schriftsteller, doch damit hat das Buch leider nichts zu tun. Denn die beiden Namen gehören den zwei jungen Protagonisten des Romans. Aristoteles (alle nennen ihn Ari) ist ein introvertierter Junge, der am liebsten alleine ist und versucht den Sommer irgendwie rumzukriegen.

Im Schwimmbad lernt er Dante kennen, einen relativ aufgeschlossenen Jungen, der Ari anbietet ihm das Schwimmen beizubringen.



Die beiden 15-Jährigen werden Freunde und verbringen den Sommer zusammen bis das neue Schuljahr anbricht. Der Einstieg ins Buch fiel mir wirklich nicht leicht. Der Autor beschreibt einen sehr zurückgezogenen Ari, der kaum Freunde hat und auch nicht haben möchte. Er hasst es 15 Jahre als zu sein und besitzt keine große Leidenschaft, der er nachgehen könnte. Dann lernt er Dante kennen und die Begegnung verleiht nicht nur dem Leben Aristoteles‘ mehr Pfiff, sondern auch dem Roman selbst. Dann der Unfall. Aristoteles kommt schwer verletzt ins Krankenhaus und der Sommer war gelaufen. Dante hat unglaubliche Schuldgefuhle und rückt Ari mehr und mehr auf die Pelle. Kurz danach zieht Dante ein Jahr aus dem Ort weg, in dem die beiden Jungs wohnen und machen getrennt voneinander ihre ersten Erfahrungen mit Mädchen. Doch ihre Kontakt bleibt weiterhin aufrecht. Schleichend eröffnet sich den Leserinnen und Lesern ein Verdacht. Zwischen den beiden Jungs entwickelt sich etwas ganz besonderes, doch auch sie selbst erkennen es erst mit der Zeit.



Die zweite Hälfte des Romas konnte mich mehr begeistern als die erste, doch ich hatte auch große Erwartungen an den Roman. Alle Bewertungen, die ich dazu gesehen hatte, waren durchwegs positiv. Nun, die Handlung als Ganzes finde ich sehr rührend und sie trifft den Nerv der Zeit. Wir erfahren viel über die Gedanken von Ari und welche Konflikte er innerlich austrägt. Welche Thematik sich nun wirklich im Roman versteckt, verrate ich euch an dieser Stelle nicht. Unabhängig von der Thematik war ich nicht ganz so begeistert vom Roman, aber das kann auch mit den hohen Erwartungen zusammenhängen. Lesenswert ist er auf jeden Fall.







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Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens von Stradal, J. Ryan

Ryan Stradal: Die Geheimnisse der Küche des mittleren Westens

Das Lesen war purer Genuss und Frustration zugleich. J. Ryan Stradal hat in seinem Roman unglaublich viel Fachwissen kumuliert und eine Protagonistin geschaffen, die nichts als Rätsel aufwirft. Eva Thorwalds „Ding“ war das Kochen. Mit elf hatte sie bereits Chilischoten gezüchtet und Mitte zwanzig war sie die Starköchin, die 5.

000 $ für ein 5-Gänge-Menü verlangen konnte. Alle Menschen, die sie trifft kerben sich in ihre Gerichte ein und die LeserInnen erfahren von allem ein bisschen, aber von keinem die ganze Geschichte.



Da wäre Braque, ihr Kusine, die plötzlich schwanger wird. Prager, der sich unsterblich in Eva verliebt hatte, Jordy – der Bruder von Adam (Evas Freund), Octavia, die Exfrau von Adam und viele mehr. Wir dürfen all diese Personen ein Stück ihres Lebensweges begleiten und erfahren dann plötzlich nichts mehr. Auch was das Leben von Eva betrifft, werden wir nur lückenhaft informiert. Plötzlich ist ihr Dad tot, plötzlich ihre Mum. Moment aber, denn ihre Mum ist eigentlich nicht tot und ihr Dad auch nicht. Eva nimmt alles sehr gelassen und geht ihren Weg weiter und lässt jene, die ihr wichtig sind daran teilhaben.



Der Roman ist am 24. August im Diogenes Verlag erschienen und ist das Debüt des amerikanischen Schriftstellers. Die New York Times nennt es „ein imposantes Meisterstück“ und trifft damit den Nerv. Zwischen den Zeilen gibt es immer wieder Rezepte (insgesamt acht) und Weinempfehlungen aus den verschiedensten Weinbaugebieten der Welt. Stradal lässt die moderne Küche nicht nur hochleben sondern zeigt auch skurrile Trendentwicklungen auf und kontrastiert sie mit bodenständiger Küche, wie die Riegel von Pat.



Die Raffinesse dieses Romans erschließt sich erst step by step. Nachdem ich nach der Lektüre nochmals das Cover betrachtete ergab plötzlich alles einen Sinn. Das Kanu, die Hirschkuh, die Tomaten, die Chilis… aber lest selbst und achtet genau auf das Menü, das am Ende serviert wird. J. Ryan Stradal schickt uns auf eine Entdeckungstour erster Klasse!







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Glück ist, wenn man trotzdem liebt von Hülsmann, Petra

Glück ist, wenn man trotzdem liebt von Petra Hülsmann

Der Roman von Petra Hülsmann ist kein literarischer Hochkaräter, muss er aber auch nicht sein, denn er hat seinen Zweck absolut erfüllt: Das Lesen war ein wunderbarer Glücksmoment! Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass der Roman in den Olymp meiner diesjährigen Lesehighlights aufsteigt (*lol*), auch wenn es mir schwer fällt das Buch neben Benedict Wells und Paolo Coelho ins Bücherregal zu stellen.

Aber, für eine Liebesgeschichte, eng verwoben mit dem Thema Glück, ist sie wunderbar gelungen – die perfekte Lektüre für den Sommer! Und zugegeben, ab und zu ein Liebesroman, in dem die Erzählung absolut vorhersehbar ist, tut einfach gut!



Ich könnte das genauso wie Isabelle, die Protagonistin des Romans, auf einen kleinen bunten Zettel schreiben und in mein Glücksmomenteglas werfen. Eine tolle Idee. Am Ende des Tages nimmt sie sich kurz Zeit darüber nachzudenken und ihre Glücksmomente hält sie in dem Glas fest, um sich später noch einmal daran erinnern zu können. Wie sie resümiert, sind es die kleinen Dinge, die uns langfristig und häufiger glücklich machen (sagt auch Eckart von Hirschhausen!). Sie ist Floristin in einem Blumenladen und führt ein sehr strukturiertes Leben, doch passieren plötzlich Dinge, die alles durcheinanderbringen. Ein neues Restaurant gegenüber von dem Blumenladen in dem sie arbeitet, ist nur der Anfang. Sie gewinnt in der (für ihre Verhältnisse) turbulenten Zeit aber zwei neue Freunde: Jens und Merle. Jens ist Koch in dem neuen Restaurant und ist mit seiner pubertierenden Schwester Merle komplett überfordert – Isabelle wird so zur „Aushilfsmami“ und gewinnt schleichend eine neue Familie. Aber auch in ihrem Freundeskreis passiert so einiges, das Isa gerne hinbiegen möchte… Sie kann Chaos nämlich nicht ausstehen. Zur Beruhigung muss dann immer mal wieder ein Schokoladenmalheur (Soufflè) von Jens her und (fast) alles ist vergessen. Und dann erlebt sie endlich den langersehnten Bämm-Moment und ihr Traummann begegnet ihr: Alexander Lange. Und wie sie den rumkriegen will, könnt ihr bei Petra Hülsmann nachlesen.



Es erwarten euch 400 Seiten voller Witz, Klischees über die Liebe, sympathische Figuren und als Schauplatz wurde Hamburg gewählt. Gerne erinnerte ich mich während des Lesens an meinen Kurztrip nach Hamburg im Januar und hätte fast wieder Lust dorthin zu fliegen – so wie Isabell am Ende einfach mal zur Reise ihres Lebens aufbricht.



P.S.: Am besten ihr bastelt euch auch gleich so ein Glücksmomenteglas – ich mache das auf jeden Fall: „Mein Glück lag in ganz anderen Dingen. Es bestand aus vielen kleinen, scheinbar bedeutungslosen Begebenheiten, die für mich überaus wichtig waren, mir ein Lächeln ins Gesicht zauberten und den Tag lebenswert machten.“ (Hülsmann 2016, S. 380)







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Der Verrat von Benno Pamer

Seraphim. Der Verrat von Benno Pamer

Seit knapp einem Monat sorgt ein Mystery-Thriller in Südtirol für Aufregung. Wie sollte es auch anders sein, wenn sich herausstellt, dass das Passeiertal und die Stadt Meran Heimat für Engel und Dämonen ist. Benno Pamer, der Autor des Debütromans, bringt uns SüdtirolerInnen ganz schön in Verlegenheit, denn unsere Heimat wird Schauplatz für einen Kampf zwischen Gut und Böse der besonderen Art: brutale Verfolgungsjagden, hemmungsloser Sex und eine masochistische Vergewaltigung sind Teil davon.





Die Gegenspieler im Roman sind der junge Noah und sein Stiefvater Frank. Noah hat von seinem bereits verstorbenen Vater zum 21. Geburtstag ein besonderes Geschenk erhalten und wie sich herausstellt, ist es viel mehr ein Erbe als ein Geschenk. Noah, der bisher ein eifriger Student in Innsbruck war, entdeckt von einem Tag auf den anderen, dass er besondere Kräfte besitzt und muss sich sofort gegen das Böse behaupten. Seine große Liebe findet er auch innerhalb 24 Stunden und muss sich mit der Geschichte seiner Art auseinandersetzten – Engelshären, Hierarchien usw.. Am Anfang ist noch alles wirr für den jungen Engel, doch bleibt ihm keine Zeit sich an seine neue Aufgabe zu gewöhnen. Sein Stiefvater rückt ihm auf die Pelle und will das geheime Buch, das Noah hinterlassen wurde. Noahs Gefährtin Mirjam will Frank ebenso für sich beanspruchen, was ihm zu einem Teil sogar gelingt. Gemeinsam mit Gerd, einem neu gewonnen Freund, und Mirjam beginnt für Noah das Abenteuer seines Lebens und ein Wechselbad der Gefühle: Ektase, Triumph, Ratlosigkeit, Verzweiflung, doch bleiben sie ihrer Aufgabe treu: Das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse auf der Welt wiederherzustellen.



Die Erzählung hat mich von den ersten Seiten an gefesselt. Die Figuren im Roman sind sehr sympathisch und die Handlung wird an einigen Stellen richtig brutal, besonders als Frank Mirjam in seiner Gewalt hat und mit ihr macht was ihm gefällt, denn wie Benno Pamer sagt: „das Böse ist auch in der Liebe gewaltbereiter.“ Die LeserInnen erwarten einige (böse) Überraschungen, so viel sei verraten. Es fiel mir teilweise schwer, mich anfangs voll und ganz auf die Erzählung einzulassen, da der Schauplatz Südtirol für mich zu präsent ist, später verlegt sich die Handlung auf Innsbruck, Moskau und Damaskus. Zwischen den Zeilen lässt sich noch viel mehr herauslesen, es geht um innere Stimmen, Selbstvertrauen, Religion und das Unheil auf der Welt. Laut Benno Pamer sind die Dämonen für alles Leid auf der Welt verantwortlich, da sie die Herrscher verschiedener Länder im Laufe der Geschichte auf die böse Seite gezogen haben und wie Marionetten benutzen.







Fazit: Ein mutiger Roman, der den Puls in die Höhe treibt, die Meinungen spalten wird, aktuelle Brennpunkte aus dem Leben als Schauplätze verwendet und eine erfrischende Abwechslung in der Literaturszene Südtirols darstellt! Ich freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung der geplanten Trilogie: Seraphim. Die Verdammten.







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Am Rand von Hans Platzgumer

Am Rand von Hans Platzgummer

Hans Platzgummers (übrigens auch ein Pseudonym, wenn auch nur leicht vom bürgerlichen Namen abgewandelt) Roman Am Rand hat es in sich. Am Ende der Erzählung angelangt, müsst man wohl wieder von vorn beginnen, um die Hinweise richtig zu deuten und die Zusammenhänge von Beginn an zu erkennen.



In dem Roman geht es nicht – wie vielleicht von einigen vermutet – um das Bergsteigen (zumindest nicht vordergründig).

Ich persönlich dachte, der Protagonist Gerold Ebner würde wohl am Berg ein paar Menschen zum Tod verhelfen. Nein, all das passiert in der Südtirolersiedlung, in der der Halb-Südtiroler aufwächst. Gerold erzählt in der Ich-Form von seinem Leben, als Kind und als Erwachsener, als Kurzzeit-Vater, als Schriftsteller und Bauarbeiter oder Getränkelieferant. Er erzählt von Mutproben, wie das waghalsige Kacken von einem Baukran bis zu nicht mehr aufhörendem Sex mit seiner Liebe im Maisfeld. Das zentrale Motiv des Romans ist aber der Tod, der ihm im Leben immer wieder begegnet und an die Grenzen seiner Existenz treibt. Dabei leistet er, wenn man so will, Sterbehilfe – dessen Berechtigung aber nicht weiter diskutiert wird. Offiziell ist er höchst kriminell unterwegs, wenn auch alles sehr nüchtern geschildert wird. Gerold, der seine Biografie an einem Tag am Bocksberg niederschreibt, gliedert sie in verschiedene Lebensetappen, die alle gleich wichtig sind; deshalb lautet der Titel jedes Kapitels Hitotsu. Erst mit der Zeit wird klar was es mit dem Begriff auf sich hat, dass er aus der Sportart Karate stammt und so viel wie „Erstes“ bedeutet. In dem Video, das ich unten verlinkt habe, wird übrigens sehr deutlich, dass Hans Platzgummer die Regeln der Kampfsportart perfekt in der Ursprungssprache aussprechen kann (beeindruckend!).



Sehr spannend am Erzählstil des Romans sind die Passagen in denen der Ich-Erzähler direkt zu uns spricht. „Ich bin kein Monster. Wenn Sie sich ein Urteil über mich bilden, vergessen Sie nicht, dass es nicht gerecht sein kann, weil über andere zu urteilen bloß selbstgerecht ist.“ (Platzgummer 2016, S. 123) Am Ende sind wir diejenigen, die sein Manuskript am Bocksberg gefunden haben und gerade lesen und den letzten Schritt müssen wir uns auch vorstellen. Mit tragisch lässt sich die Handlung sehr gut beschreiben!



Ein wahnsinns Roman eines Musikers oder Multitalents, erschienen in einem mir bisher noch unbekannten Verlag. Unter diesem Link findet ihr noch ein ausführliches Interview des Bayrischen Fernsehens mit Hans Platzgummer – die Aufforderung des Moderators am Ende würde ich auf jeden Fall jedem/r ans Herz legen.







Einmal gelesen, müssen wir die Frage, ob er ein Mörder ist, selbst beantworten. Der Roman tut es nicht.







Zum Autor:







Hans Platzhummer ist eigentlich ein Innsbrucker, der in jungen Jahren nach Amerika ausgewandert ist und dort Teil der Band H.P. Zinker war. Heute lebt er in Bregenz und macht mit seinem Freund Chris Lane aus Amerika Musik unter dem Namen Convertible.







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Siddharta von Hermann Hesse

Siddharta von Hermann Hesse

Es ist schon ein Weilchen her, dass ich Siddharta gelesen habe – es war mein erstes Buch von Hermann Hesse – aber ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. Ich habe das Büchlein aus meinem Regal geholt und durchgeblättert. Siehe da, ich hatte damals die schönsten Stellen vorsichtig mit Bleistift unterstrichen – für manche ein No-Go für mich voll ok, mit einem Buch muss man arbeiten.

Have fun!







„Ein Ziel stand vor Siddharta, ein einziges: leer werden, leer von Durst, leer von Wunsch, leer von Traum, leer von Freude und Leid.“







Ein Buch von der Suche nach Erleuchtung. Siddharta nabelt sich von seinem zu Hause ab und bricht in die weite Welt auf. Dabei ist die Erzählung in verschiedene Lebensabschnitte und Entwicklungsstufen des „Reisenden“ gegliedert. Damit er überhaupt aufbrechen konnte, musste er sich einer anstrengenden Prüfung vor seinem Vater unterziehen. Dann begleitete ihn sein Freund Govinda, der ihn aber nach einiger Zeit verlässt und Siddharta alleine weiterzieht. Er verbringt einige Zeit im Wald, er lässt sich in der Liebe unterrichten (und schwängert die Kurtisane Kamala), wird zum Kaufmann, lässt später wieder alles zurück und meditiert wieder, um zu seiner ursprünglichen Motivation seines Aufbrechens zurückzukehren. Mit jedem Stück seines Weges sind auch wichtige Erfahrungen verbunden, die nur er selbst machen konnte und die er nicht etwa vom angesehenen Gautama, der Erhabenen lernen konnte. Ein wichtiges Motiv in der Erzählung ist der Fluss, denn er verkörpert das Leben. Die Erzählung bedient sich zahlreicher Lehren aus dem Buddhismus und es finden sich eine Reihe von schönen Textpassagen, die auch in unsere Lebenskontexte passen:







„Schreiben ist gut, Denken ist besser. Klugheit ist gut, Geduld ist besser.“



(Hesse 1974, S. 55)







„Nichts war, nichts wird sein; alles ist, alles hat Wesen und Gegenwart.“



(ebd., S. 88)







„Weisheit ist nicht mitteilbar. Weisheit, welche ein welche ein Weiser mitzuteilen versucht, klingt immer wie Narrheit.“ – „Wissen kann man mitteilen. Weisheit aber nicht.“



(ebd., S. 113)







„Leiden war das Leben, voll leid war die Welt, aber Erlösung vom Leid war gefunden: Erlösung fand, wer den Weg des Buddha fand.“



(ebd., S. 28)







Ob letzteres Zitat auf die Erzählung Hermann Hesses umlegen lässt, überlasse ich euch. Viel Spaß mit dem kleinen Büchlein – sind nur 120 Seiten.







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Wenn der Wind singt / Pinball 1973 von Haruki Murakami

Wenn der Wind singt von Haruki Murakami

36 Jahre nach der Veröffentlichung 1979 erschien das Erstlingswerk des japanischen Autors in deutscher Fassung. Da ich das Hörbuch in einem Laden vergünstigt gefunden habe, dachte ich mir: „Ich probier’s!“. Mit Hörbüchern habe ich eigentlich nichts am Hut, doch ich wollte diese Erfahrung für mich testen und merke, dass es mir schwerer fällt eine Rezension zu einem Buch zu schreiben, das ich nicht gelesen, sondern gehört habe.





Dass Haruki Murakami einen eigenartigen Schreib- und Erzählstil hat ist den meisten bekannt. Viele sagen, dass dieser Stil in Wenn der Wind singt noch nicht ganz ausgereift sei, man aber Ansätze davon erkennen könne. Tatsächlich ist sein Stil skurril und während meiner Autofahrt hatte ich manchmal Schwierigkeiten der Synchronstimme von Johnny Depp (David Nathan) zu folgen. Die Erzählung ist Teil der sogenannten Trilogie der Ratte mit Wenn der Wind singt – Pinball 1973 – Wilde Schafsjagd. Das Vorwort zum Buch ist dabei um einiges spannender als die Erzählung selbst. Murakami erzählt darin, wie er zum Schreiben kam, dass sein Debütroman einen Preis erhielt, obwohl er das einzige Manuskript das es gab, nur 1 Organisation zugesandt hatte. Er war fast ein bisschen verärgert darüber, dass er gewonnen hatte.



Der Inhalt des Buches ist sehr verschwommen in meinem Kopf, viel mehr erinnere ich mich an das Gefühl während des Hörens. Am Interessantesten waren die scheinbar flachen Konversationen des Protagonisten mit seinem Freund Ratte und seiner kurzen Beziehung zu der Frau mit vier Finger an einer Hand. Der namenlose Protagonist ist Biologiestudent und verbringt seine Semesterferien in der Heimat. Er liest nur Romane von verstorbenen Autoren, denn wie er sagt könne man Toten verzeihen.



Das Gefühl, das nach Wenn der Wind singt blieb, war irgendwie eigenartig. Die Bäckerei-Überfälle, die ich im März gelesen hatte, haben mich mehr überzeugt. Aber Murakami kann eines: verstören.







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Der neue Klassenkampf von Slavoj Zizek

Der neue Klassenkampf von Slavoj Žižek

„Flüchtlinge sind der Preis des globalen Kapitalismus“







Das Sachbuch ist wahrlich keine leichte Kost. Ich habe es in einer tollen Buchhandlung in Wien ergattert und es ist mir aus zwei Gründen sofort ins Auge gefallen: 1. Es ist pink und 2. Der Untertitel lautet Die wahren Gründe für Flucht und Terror.

Auf 80 Seiten sind hier die wichtigsten Ereignisse der letzten Jahre komprimiert und werden auf Ursachen und Perspektiven untersucht. Um alles zu verstehen braucht es jede Menge Hintergrundwissen. In dieser Hinsicht war ich wohl ein bisschen naiv zu glauben, dieses Buch bringt für mich persönlich Licht ins Dunkel, denn es spiegelt viel mehr die Komplexität der Phänomene Flucht und Terror – die sind eben nicht einfach zu erklären.







Der Einstieg hingegen ist sehr interessant, denn Slavoj Žižek legt das Modell der fünf Phasen, mit denen wir auf die Diagnose einer unheilbaren Krankheit reagieren (von Elisabeth Kübler-Ross), auf die Flüchtlingskrise um.







Phase: Nicht-wahrhaben-Wollen und Isolierung



Phase: Zorn



Phase: Verhandeln in der Hoffnung, dass sich die Tatsache irgendwie hinausschieben oder abmildern lässt



Phase: Depression



Phase: Akzeptanz







Funktioniert, nicht wahr?







Sein Standpunkt zur Flüchtlingskrise ist ebenso interessant, denn „er fordert die radikale Abkehr von der durch Nächstenliebe geprägten linksliberalen Empathie für Bürgerkriegs- und Elendsflüchtlinge. Mitgefühl löse keine Probleme; Respekt für und Abstand zur kulturellen Andersartigkeit, etwa von Muslimen, hingegen schon.“ (Heinrich 2015)







Zum Autor:







Slavoj Žižek stammt aus Slowenien und ist Welterklärer und Krisendeuter. Die Meinungen der Kritiker gehen weit auseinander, die einen lieben den postmodernen Denker und die anderen beschimpfen ihn als populärwissenschaftlichen Scharlatan.







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Alles im Griff von Martin Suter

Alles im Griff. Eine Business Soap von Martin Suter

Etwas Vergleichbares habe ich bisher noch nie gelesen. 122 Seiten unterteilt in Kapitel zu je drei Seiten. Mich würde es nicht wundern, wenn die Zeichenanzahl der Kapitel auch noch das gesamte Buch über identisch ist.







Der Beginn der Soap war etwas holprig, doch das ist auf die vielen Personen zurückzuführen, die es einzuordnen gilt.

Am Ende des Buches habe ich dann die Personenliste entdeckt, wäre zu Beginn des Buches bestimmt hilfreicher gewesen.







Martin Suter tischt hier wahrlich eine Soap inklusive Getuschel, Affären und Intrigen auf, die wir aus dem Fernsehen kennen und projiziert das Ganze auf den Business Bereich. Das wird nicht nur anhand des Handlungsortes (Firma CROSNA) deutlich, sondern auch anhand des verwendeten Wirtschafts-Jargons, gespickt mit zahlreichen Anglizismen:







„Immerhin ist er high-profile“







„Seminar für Decision-Makers im Marketing“







„es [kann] nicht schaden ab und zu was für die awareness zu tun“ oder mein Favorit:„Durch diese Entwicklung reduzierte sich die visibility von crea.sales praktisch auf null. [Ihm] blieb nichts anderes übrig, als vorübergehend Art Direction und Copy zu outsourcen und die ganze Hoffnung auf die Analphabetismus-Sensibilisierungskampagne zu setzen.“







Hauptperson der Soap ist Tobler. Von ihm erfahren wir alle Gedankengänge, die in einem Wirtschaftler-Kopf wohl so verankert sein müssen. Ein Picknick mit der Familie wird da schnell zur Managementaufgabe, unterteilt in Planung, Delegation, Motivation usw. und ein Wochenende zu für sich zur Standortbestimmung.







Was seine genauen Aufgaben innerhalb der Firma sind erfahren wir nicht, wir wissen nur: Er will im hierarchischen Organigramm nach ganz oben. Was die Firma eigentlich macht ist ebenso Schleierhaft: Unternehmen der Industriebedarfsbranche.br>







Die kurzen Kapitel erzählen von Vermuteten Nachbesetzungen in der Firma, vom Schnittblumenbudget der Sekretärin, von Videoaufnahmen im Aufzug oder vom Geschenkeeinkauf für den Chef. Immer wieder gipfeln die Kapitel in Ironie mit einem Hauch von Sarkasmus. In Teilen bringt es einen auch zum Schmunzeln, wie an folgender Stelle, als Tobler seinen kurzen Wortwechsel mit seinem Chef wie folgt wiedergibt:







Realität







Chef: „Alles paletti?“







Tobler: „Alles picobello, und bei Ihnen?“







Chef: „Super.“







Wiedergabe







„Er [Tobler] berichtet der Runde, dass sich Bäriswil [der Chef] danach erkundigt habe, wie es in seinem Bereich so laufe, und dass er ihm einen insgesamt positiven Bericht abgeliefert habe und anschließend seinerseits auf die Gesamtlage aus Bäriswil Sicht zu sprechen gekommen sei, welche dieser zusammenfassend optimistisch beurteilt habe!“



(Suter 2016, S. 118)

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