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Kunden em pfehlungen

Rezensionen von HEYN Leserunde Miriam Brandl:

Der Glukose-Masterplan von Matthias Riedl

Tipps und Rezepte zur Regulierung des Blutzuckerspiegels

Dr. med. Matthias Riedl, Internist, Diabetologe und Ernährungsmediziner erläutert in diesem Buch Wissenswertes zum Thema Blutzucker. Auch wenn er es sicher noch wesentlich genauer behandeln könnte, beschränkt er sich ganz bewusst auf das Notwendigste.
Er hat das Talent Fakten knapp und auch für Laien gut verständlich darzustellen, die möglichen, durchaus fatalen Folgen drastisch aufzuzeigen und trotzdem positiv zu motivieren.

Kompliment – das ist wirklich außergewöhnlich!

Neben den kurzen theoretischen Grundlagen beschreibt er auch noch seinen 4-Wochen-Plan zur Senkung des BZ-Spiegels (Ob der tatsächlich funktioniert kann ich nicht beurteilen, aber er verleitet auf alle Fälle zu einer bewussteren und gesünderen Ernährungsweise).
Außerdem beinhaltet dieses Buch auch noch zahlreiche Rezepte, die gleichzeitig schmackhaft, abwechslungsreich und vor allem alltagstauglich sind!
Mein einziger Kritikpunkt dazu: ich hätte mir mehr vegetarische Rezepte gewünscht – aber ansonsten finde ich dieses Buch wirklich gelungen und empfehlenswert. Und zwar nicht nur für Menschen deren Blutzuckerspiegel bereits etwas aus der Norm ist!

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Seide von Alessandro Baricco

Illusion von Liebe

Alessandro Bariccos Werke „Novecento“ und „Seide“ konnten mich schon vor einigen Jahren bezaubern. Jetzt habe ich zumindest „Seide“ noch einmal lesen… und ich bin wieder begeistert!
Es ist eine gefühlvolle Geschichte einer großen Liebe, die unendlich erscheint – vielleicht weil sie ein unerreichbarer Traum bleibt.

Geschrieben wie ein poetisches Märchen, bleibt die Erzählung immer unwirklich, fast phantastisch. Bariccos Stil passt großartig: einfach, aber mit zahlreichen gut inszenierten Wiederholungen, schnörkellos und trotzdem immer kunstvoll. Form und Inhalt ergänzen und vervollkommnen einander perfekt.
Ein Liebesroman der ganz besonderen Art!

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"Meinetwegen kann er gehen" von Katrin Unterreiner

Das Ende der Habsburgermonarchie

Katrin Unterreiner hat schon in zahlreichen Publikationen bewiesen, dass sie über fundiertes Wissen verfügt, genauestens recherchiert und es versteht, Informationen auf fesselnde Art weiterzugeben.
In diesem Buch beschäftigt sie sich mit dem Großneffen Franz Josephs, Erzherzog Karl, dem letzten Kaiser Österreichs und damit natürlich auch mit der Geschichte Österreichs.

Wie politisch kompetent war Kaiser Karl, die Führung eines auseinanderbrechenden Vielvölkerstaates zu übernehmen?
Welche Rolle spielte seine Frau Zita?
Glaubte er 1916 tatsächlich noch an eine von Gott gegebene Herrschaft?
Er hat im Krieg Opfer von Giftgasangriffen wissentlich in Kauf genommen – ist der Begriff „Friedenskaiser“ eine populär gewordene Verzerrung der historischen Realität? Er wurde übrigens am 3. Oktober 2004 selig gesprochen...
Hatte Ministerpräsident Koerber recht als er meinte „Der Alte Kaiser war sechzig Jahre lang bemüht, die Monarchie zugrunde zu richten und hat es nicht zustande gebracht... Dieser Junge Herr (Karl) wird aber in zwei Jahren damit fertig sein“ (S.18)?
Was passierte wirklich mit den Kronjuwelen?
All diese Fragen (und noch vieles mehr) werden auf 165 Seiten beantwortet!

Die Autorin hat wie immer gründlich recherchiert. Unter anderem auch im Nachlass der Erzherzogin Sophie, der sich im Haus-, Hof- und Staatsarchiv befindet, jedoch nach wie vor im Besitz des Hauses Habsburg-Lothringen ist. Um Einsicht nehmen zu dürfen, musste die Familie Habsburg-Lothringen die Einwilligung geben.
Es wundert mich nicht, dass nach diesem kritischen Buch über Kaiser Karl der Autorin jede weitere Einsichtnahme verwehrt wurde!
(Beschrieben im Vorwort zu „LuziWuzi“, 2019 im Molden Verlag erschienen)

Wer sich also für die Geschichte der Habsburger bzw Österreichs interessiert sollte diese Buch unbedingt lesen! Es bietet viel Informationen und ist außerordentlich spannend zu lesen – wirklich empfehlenswert!

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Der Lärm des Lebens von Jörg Hartmann

"Wir machen diesen Beruf, weil wir mit ihm aus unserer Haut können"

Jörg Hartmann, bekannt als depressiver Tatortkommissar Faber, erlaubt mit diesem Buch einen sehr persönlichen Blick in sein Leben. Man lernt den Menschen hinter dem Schauspieler kennen: bodenständiger Familienmensch mit ganz alltäglichen Sorgen, eher nachdenklich und absolut nicht arrogant oder abgehoben.

Er erzählt aus seinem Leben, zum Beispiel wie er Schauspieler wurde, aber auch viel von seiner Familie, seinen Eltern und Großeltern. Die Geschenke, die ihm das Leben gemacht hat sind ebenso Thema wie die zahlreichen Lektionen, die er lernen musste.

Dabei schafft er eine wirklich gut lesbare Mischung aus Schwerem und Leichtem, aus Nachdenklichem und Humorvollem. Die Sprache ist ruhig, trotzdem kraftvoll, der Ton höflich und respektvoll, aber konsequent ehrlich – Diplomat ist er keiner!
Man merkt, dass Sprache sein Metier und seine Leidenschaft ist. Er beherrscht die Kunst des Erzählens! Eigentlich ist dieses Buch eine feine, leise Liebeerklärung an seine Familie, seine Freunde und das Ruhrgebiet, wo er aufgewachsen ist.

Fazit: die berührende Biographie eines bekannten Schauspielers und sehr interessanten Menschen – lesenswert!

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Die Entflammten von Simone Meier

Roman - kein Sachbuch!

Lt Klappentext könnte es ein wirklich interessantes Buch sein – wie schaffte es Jo van Gogh-Bonger, die Bilder ihres Schwagers so weltbekannt zu machen? Wo er doch zu Lebzeiten auch in der Künstlergemeinde umstritten war?

Ein spannendes Thema, das Simone Meier leider nur sehr nebensächlich behandelt.

Hauptsächlich verzettelt sie sich in der Beschreibung der Recherche von Gina über Jo und endet in Phantasiegesprächen zwischen den Protagonistinnen.
Kann man mögen, muss man aber nicht.

Es ist ein Roman, kein Sachbuch. Trotzdem finde ich, dass die Autorin der sicherlich sehr interessanten, mutigen und selbstbewussten Jo van Gogh-Bonger nicht gerecht wurde.

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Gruß aus der Küche von Ingrid Noll

Bon appétit!

Normalerweise lässt Ingrid Noll ihre Protagonisten eher zufällig, dafür aber skurril morden. Diesmal verzichtet sie aufs Morden, aber sie erzählt von den liebenswert schrägen Charakteren, die die Küche des vegetarischen Lokals „Aubergine“ bevölkern. Was für eine interessante und manchmal etwas spezielle Truppe! Sie lieben sich – mal mehr, mal weniger und in wechselnden Konstellationen.

Es ist keine aufregende Geschichte, aber einige überraschende Wendungen treiben die Geschichte (eher geruhsam) voran und lassen nie Langeweile aufkommen.

Auch wenn sie diesmal nicht morden lässt, so bleibt Ingrid Noll ihrem guten Stil treu: locker, liebevoll, aber durchaus mit ihrem bekannt schwarzen Humor charakterisiert sie ihre Protagonisten, erzählt sie von ihren Stärken, ihren Schwächen und auch von den Sehnsüchten – es menschelt!

Gruß aus der Küche ist ein unterhaltsames, humorvolles und wirklich charmantes Buch, das angenehme Lesestunden garantiert.

PS. Irmas Kochkünste werden übrigens so ausgezeichnet beschrieben, dass ich wirklich Hunger bekam... ein paar Rezepte zwischendurch wären echt schön gewesen...

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Luziwuzi von Katrin Unterreiner

Ein unangepasster Erzherzog

Erzherzog Ludwig Victor, der jüngste Bruder von Kaiser Franz Joseph, ist heute hauptsächlich durch pikante Skandale, Intrigen und Arroganz in Erinnerung. Aber wer war er wirklich?

Die Autorin, Kunsthistorikerin und Kuratorin zahlreicher Habsburg-Ausstellungen, zeichnet ein lebendiges und durchaus überraschendes Bild dieser ambivalenten Persönlichkeit.

Sie beschränkt sich nicht auf Jahreszahlen, sie beleuchtet vielmehr Hintergründe, stellt Zusammenhänge her, berücksichtigt Zeitgeschichte und erklärt den damaligen Zeitgeist von Etikette bis Doppelmoral.

Dieses Buch ist informativ wie ein Sachbuch und spannender als so mancher Krimi – ich bin begeistert!

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Zenita Komad: Der Krieg ist aus! Nie wieder Krieg! von Christine Wetzlinger-Grundnig

...intention is absolute...

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ine überaus sehenswerte Ausstellung im MMKK – überraschend und in ihrer Vielfältigkeit bezaubernd, poetisch und nachdenklich !
Dazu dieser Katalog, mit dem man Bilder und Installationen dieser interessanten Künstlerin immer wieder und wieder und wieder und vor allem immer wieder neu entdecken kann!
Einfach großartig!

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Trophäe von Gaea Schoeters

Löwen sterben nie eines natürlichen Todes (229)

Ich gestehe: das Thema Jagd interessiert mich überhaupt nicht und Trophäenjagd finde ich gelinde gesagt pervers. Ohne Leserunde hätte ich also niemals dieses Buch gelesen.
Damit wäre mir allerdings ein seltsames Leseerlebnis entgangen!

Denn es ist ein durchaus erstaunliches Buch:
Einerseits ist es ein temporeicher Abenteuerroman, eine kraftvolle Erzählung mit enormer Sogwirkung.

Andererseits werden in den Gesprächen und Gedanken der Protagonisten (Hunter White....nomen est omen) die völlige Überzeugung weißer Übermacht und aus der Zeit gefallene Moralvorstellungen formuliert, die immer wieder durch Scheinargumente gestützt werden.

Die Autorin schafft es, die Gedankenwelt des Protagonisten so darzustellen, dass ich sie zwar nicht gutheißen kann, aber trotzdem faszinierend finde. Tatsächlich: mindfuck, wie Dimitri Verhulst es geschrieben hat. Beim Lesen war ich gleichzeitig fasziniert und entsetzt, moralische Grenzen werden ausgelotet, überschritten und in Frage gestellt.
Diese literarische Reise nach Afrika ist auch eine spektakuläre Reise in menschliche Abgründe.
Gibt es sie tatsächlich? Diese Jagd auf „Big Six“?

Der Stil der Autorin hat mir sehr gut gefallen: sie erzählt wertfrei, bleibt neutral und spart nicht mit Gesellschaftskritik und sie versteht es, die Geschichte spannend und logisch zu erzählen. Am Ende der Geschichte zeigt sie auch noch großartigen, wenn auch ein wenig makaberen Humor.

Ein Buch, das fesselt und gleichzeitig fassungslos macht, definitiv kein Wohlfühlbuch.
Und gerade deshalb: lesenswert!

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Baumgartner von Paul Auster

Phantomschmerz

Paul Auster erzählt in seinem Roman vom Überleben nach Verlusten. Nach Verlusten, die einen Riss in der persönlichen Zeitrechnung darstellen, die das ganze Leben in ein Davor und ein Danach teilen.

S. T. Baumgartner, 71jähriger Phänomenologe, hat vor 9 Jahren seine Frau verloren. Er hat redlich versucht, sein Leben neu zu orientieren, aber so ganz gelingt es nicht.

Wie auch? Manche Verluste können nicht heilen, Erinnerung wird zu Phantomschmerz.
Es sind die zahlreichen gedanklichen Exkursionen in die Vergangenheit, die die Geschichte einer großen Liebe erzählen. In Gedankensprüngen und Erinnerungen werde Vergangenheit und Gegenwart ineinander verknüpft. Dazu kommen noch die literarischen Skizzen der Protagonisten, die dieses berührend ehrliche Bild vervollkommnen.
Ein Roman, in dem sich wieder zahlreiche Hinweise auf Austers Vorbilder finden lassen, aber auch viele Anspielungen auf sein eigenes Werk und sein eigenes Leben, sein Altern, seine Erkrankung.

Es mag schon sein, dass dieses Buch nicht sein bestes ist, aber dieser kurze Text überrascht und fesselt mit Tiefe und literarischer Souveränität. Es ist ein kleines, melancholisches Kunstwerk.
Auch wenn das offene Ende mich ein wenig unzufrieden zurücklässt, so ist mir doch klar, dass es kein anderes Ende geben konnte! Großartig – Paul Auster eben!

Lesenswert!

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