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Persönliche Lese- tipps

Rezensionen von Nicole Koppandi:

Die Zeuginnen von Atwood, Margaret

Was für eine großartige Dystopie

Drei Frauen (die Zeuginnen), Tante Lydia, eine der führenden Tanten, Agnes, eine Tochter aus einem angesehenen Haus - beide aus dem Staate Gilead und Daisy, ein Mädchen aus Kanada, dem Nachbarstaat von Gilead, erzählen abwechselnd ihre Geschichte.

Tante Lydia berichtet, wie aus den Vereinigten Staaten von Amerika Gilead entstand und man erhält einen guten Einblick, wie der Staat funktioniert, aber auch wie er seine Bürger*innen manipulierte.

Aber Tante Lydia berichtet auch aus ihrem Leben vor der Diktatur, wie das Regime entstand und wie der Staat „umfunktioniert“ wurde. Frauen haben in Gilead keine Rechte, ihre Hauptaufgabe ist für Nachwuchs zu sorgen.

Agnes, die Tochter eines Kommandanten und somit aus „gutem Haus“ erzählt aus ihrer Sicht über das Leben in Gilead, sie kennt nichts anders, als diese Diktatur. Durch sie erfährt man, was Mädchen aus in der Schule lernen, was darf man, was darf man nicht, wie sind Mägde und Marthas organisiert, wie wird man eine Ehefrau, aber auch eine Tante im Staate Gilead.

Über Daisy erfahren wir von der Widerstandsbewegung Mayday und wie diese operiert. Sie gibt einen Blick von außen auf Gilead.

34 Jahre nach dem „Report der Magd“ ist doch eine Fortsetzung erschienen und was für ein würdiger Nachfolger! Ich habe es mit großer Begeisterung gelesen und bin ganz fasziniert und berührt. Eine großartige Dystopie!

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Die Zeuginnen von Atwood, Margaret

Die Zeuginnen

Über 30 Jahre mussten Fans von Margaret Atwoods dystopischem Roman „Der Report der Magd“ auf eine Fortsetzung warten. Nun liegt mit „Die Zeuginnen“ ein 576-Seiten-Wälzer vor. Statt Desfred treten jedoch drei Erzählerinnen auf: Tante Lydia, die Einblicke in die Erziehung der Gebärsklavinnen gibt, Agnes Jemima, die sich gegen eine Zwangsverheiratung auflehnt, und Daisy, die von Kanada in den Terrorstaat eingeschleust wird.

Was die drei verbindet, bleibt lange verborgen – ein Pageturner also, allerdings auch mit Längen.

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Rezensionen von Barbara Kumpitsch :

Die Zeuginnen von Atwood, Margaret

Die Zeuginnen

Lang haben wir warten müssen, um zu erfahren, wie es mit der Magd weitergeht. Doch wer glaubt, mehr über June Werdegang informiert zu werden, wird enttäuscht sein. Drei Zeuginnen gibt es, und ja, Gilead geht endlich unter, die Schreckensherrschaft der "Augen" und der "Kommander" geht zu Ende. Über dieses Ende berichten drei Frauen: Agnes, Nicole und die Tante Lydia.

Gerade Lydias Werdegang ist beachtlich. Atwood stellt uns Frauen vor eine Wahl. Entweder hören wir ihr zu und ändern unser duckmäuserisches Verhalten oder wir lassen uns weiter vorschreiben, wie unser Leben aussehen soll.

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Rezensionen von Marion Dalvit :

Die Zeuginnen von Atwood, Margaret

Was ist mit Desfred geschehen? Vor 34 Jahren entwickelte die Autorin im "Report der Magd" eine Gesellschaftsvision, in der Frauen entrechtet und in Kategorien gemäß ihrer Funktion eingeteilt wurden. Das Ergebnis war eine beklemmende Realität und für die Hauptfigur ein ungewisses Schicksal. 15 Jahre später erzählen drei Zeuginnen ihre Schicksalsgeschichten.

Hat der "Report der Magd" den Leser verunsichert und bestürzt mit einem offenen Ausgang hinterlassen, so herrschen nun Spannung und Aktionsreichtum vor, und am Ende wird alles aufgeklärt.

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Rezensionen von Maxie Bantleon :

Die Zeuginnen von Atwood, Margaret

Die Zeuginnen

Der letzte Satz in Margaret Atwoods berühmten Roman "Der Report der Magd" lautete: "Gibt es irgendwelche Fragen?" Oh ja, die gab es!!! Was ist mit der Magd Desfred geschehen? Wie ging das Leben in dem totalitären Staat Gilead weiter?
Fast 35 Jahre später gibt es endlich die Antworten -- und ganz ehrlich, wenn ich nicht irgendwann auch mal hätte schlafen müssen, hätte ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen.

Die Handlung setzt ungefähr 15 Jahre nach dem "Report der Magd" ein, und es sind drei Frauen, die dieses Mal zu Wort kommen. Die erste Zeugin ist die junge Agnes, die als privilegierte Tochter in einem Kommandanten-Haushalt heranwächst. "Ich soll euch erzählen, wie es für mich war, im Inneren von Gilead aufzuwachsen. Vermutlich rechnet ihr mit nichts als Gräueln, doch wahr ist, dass viele Kinder geliebt und gehätschelt wurden, in Gilead genau wie überall." Ihr Leben ändert sich grundlegend, als ihre vermeintliche Mutter stirbt und Agnes herausfindet, dass sie das Kind einer Magd ist.
Daisy aus Toronto, die zweite Zeugin, lässt sich nach einem Mordanschlag auf ihre Eltern von der kanadischen Untergrund-Organisation Mayday als Maulwurf nach Gilead einschleusen.
Die dritte und für mich spannendste Zeugin ist Tante Lydia, die man bereits aus dem Report kennt. Ihr Bericht aus Haus Ardua, eines der wichtigsten Machtzentren in Gilead, deckt auf, wie dieses totalitäre Regime entstehen konnte, in dem unter dem Deckmantel der Gottesfurcht Korruption und elitäre Machtstrukturen herrschen, in dem Frauen als Menschen zweiter Klasse gelten und Andersdenkende gnadenlos ausgelöscht wurden. "Empfand ich Verachtung für das, was wir da fabrizierten? In gewisser Weise ja: Es war Verrat an allem, was uns in unserem früheren Leben gelehrt worden war, und an allem, was wir bisher erreicht hatten." In vielen Rückblenden erfährt man, wie es also dazu kam, dass eine feministische Familienrichterin zu "Tante Lydia", zur obersten Tante Gileads wurde und maßgeblich dazu beigetragen hat, dieses Terror-Regime am Laufen zu halten. "Mein Leben hätte ganz anders sein können. Hätte ich mich nur umgesehen, hätte ich nur früh genug meine Koffer gepackt und das Land verlassen -- das Land, das ich in meiner Dummheit für dasselbe Land hielt, zu dem ich so viele Jahre gehört hatte. Man glaubt nicht, dass der Himmel einem auf den Kopf fallen kann, bis man selbst von einem großen Stück getroffen wird. (...) Ich zählte mich zu den Gläubigen in Gilead, weil es weniger gefährlich war. Lieber Steine werfen als mit Steinen beworfen werden. Auf jeden Fall sind da die Überlebenschancen höher."
Ob Tante Lydia wirklich überlebt, bleibt ungewiss, aber wir erfahren, wie es schließlich zum Ende Gileads gekommen ist, denn "das kriegt ihr zurück. Es ist mir egal, wie lange es dauert oder wie viel Scheiße ich in der Zwischenzeit fressen muss, aber das gebe ich euch zurück."
"Die Zeuginnen" ist nicht nur ein äußerst spannender Roman, sondern auch ein höchst aktueller. "Für alles in diesem Roman gibt es eine reale Vorlage. Ich wollte nichts hineindichten, was nicht irgendwer irgendwo schon einmal getan hatte", sagte Atwood einmal gegenüber dem Magazin "People".
Meine Hochachtung für dieses Buch, Ms Atwood!

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