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Kunden em pfehlungen

Rezensionen von Redaktion Ö1 :

Ein anderer Takt von William Melvin Kelley

Das Ö1 Buch des Monats Februar

In diesem Roman, in dem es um die Rassentrennung geht, ist nichts schwarz-weiß. Der zu Unrecht vergessene afroamerikanische Autor William Melvin Kelley schrieb über ein zutiefst autobiografisches Thema mit einer menschlichen Reife, die staunen lässt, war er doch beim Erscheinen seines Debütromans 1962 erst 24 Jahre alt.

"Ein anderer Takt" ist ein Buch, von dem man heute noch oder vielmehr wieder lernen kann. Es handelt von sozialer Ungleichheit, deren Ursache eine vererbte und nicht gesühnte Schuld ist, von dem über Generationen weiterwirkenden Unrecht, das an der schwarzen Bevölkerung Nordamerikas verübt wurde, von der maßlos tiefen sozialen Kluft zwischen Unterdrückern und Unterdrückten, von der Macht der Gruppe und von der Ohnmacht des einzelnen.

Es ist ein Buch über die amerikanischen Südstaaten, wo bis weit ins 20. Jahrhundert hinein anders als im liberalen Norden eine strikte Rassentrennung aufrechterhalten wurde. Verbindungen zwischen der Welt der weißen Landherren und Pächtern und jener der ehemaligen Sklaven, die in diesem Text entsprechend dem im 20. Jahrhundert üblichen Sprachgebrauch Neger genannt werden, sind in diesem Roman ebenso berührend wie fragil, und sie haben in dieser Atmosphäre verkrusteter Ressentiments letztlich keine Chance.

"Ein anderer Takt", dieses große Werk amerikanischer Literatur, dessen eindringlicher und zugleich besonnener Ton mit hineinnimmt ins Geschehen, ist mit mehreren Jahrzehnten Verspätung nun endlich auch in deutscher Sprache zugänglich.

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Rezensionen von heinoko:

Ein anderer Takt von William Melvin Kelley

Vollmundige Verlagswerbung - zu Recht?


Vor mir liegt die Wiederentdeckung eines Romans, 1962 erschienen, und zwar eines Erstlingsromans eines (fast) vergessenen Autors. „Gigant“ wird der Autor in der Presse genannt, „Eine literarische Sensation“ lobt man den Roman. Warum? Das Thema ist schon in so vielen Variationen behandelt worden, in so vielen unterschiedlichen Schreibstilen verpackt, mal mehr, mal weniger packend.

Warum ist dieses Buch eine Sensation? Ehrlich gesagt – ich weiß es nicht.
Die Geschichte spielt in dem kleinen Dorf Sutton, in einem fiktiven Staat im Süden der USA gelegen. Der afroamerikanische Farmer Tucker Caliban versalzt seine Felder, schlachtet Pferd und Kuh, brennt sein Haus nieder und verlässt den Staat, gefolgt von dessen gesamter afroamerikanischer Bevölkerung. Was für ein Szenario, diese gesammelte Weigerung, noch länger in Unterdrückung zu leben. Besonders an der Erzählweise ist sicher, dass ein Afroamerikaner aus der Perspektive der zurückbleibenden Weißen berichtet. Wer wird von nun an die Feldarbeit übernehmen? Was soll nun überhaupt geschehen? Zorn und Hilflosigkeit gleichermaßen machen sich breit, schaukeln sich hoch zu einer gefährlichen Mischung…
Sehr hilfreich war für mich der dem Roman vorangesetzte erhellende Aufsatz über Leben und Werk des Autors William Melvin Kelley. So konnte ich den Roman etwas besser einordnen, auch den manchmal beißenden Humor besser verstehen. Dennoch hatte ich Mühe mit diesem Buch und habe es insgesamt gesehen einfach nicht gerne gelesen. Mit dem Schreibstil kam ich nicht zu Recht oder anders gesagt, die Sprache gefiel mir überhaupt nicht. Ich fand für mich keinen inneren Bezug zur Handlung und zu den Personen. Ich las das Buch gewissermaßen als Pflichtübung und empfand dies als anstrengend. Auch wenn der Inhalt natürlich letztlich heute noch so aktuell ist wie damals, keine Frage. Aber mir gab das Buch leider nichts, es hat mich nicht gepackt. Auch wenn es etwas Besonderes ist, dass ein schwarzer Autor aus Sicht der Weißen erzählt. Auch wenn es durchaus einzelne fesselnde Passagen im Buch gibt. Nein, für mich war das Buch leider keine Sensation.

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Rezensionen von /rezension/kd/89c9105afe1820cd2aa2577ef2a82551?site=e531a34e44c60f04f3d9ddb46e3772f5:

Ein anderer Takt von William Melvin Kelley

Mühsame Befreiung

Eine Gruppe von weissen Männern verfolgt perplex, wie die ehemaligen Sklaven ihrer Gemeinde Sutton und bald auch die der umliegenden Orte mit Koffern in den Zug steigen und das Südstaatenland verlassen. Zwar geben sich die Schwarzen nach wie vor unterwürfig, auch weil sie immer noch von oben herab behandelt werden, doch nun wollen sie nur noch selbstbestimmt leben.

Die vertraute Welt scheint kopfzustehen, und niemand begreift, was da geschieht. Die grösste Sorge der Weissen lautet: Wie sollen wir jetzt ohne schwarze Arbeiter zurechtkommen?
Aus der Sicht von verschiedenen Mitgliedern der Familien Leland und Willson wird teils dieser Exodus und teils die Vergangenheit kommentiert. Ausser der Erkenntnis, dass es den Schwarzen jetzt einfach reicht und sie für niemanden mehr arbeiten wollen, bleibt unklar, warum dieser radikale Exodus eigentlich stattfindet. Auch bei aufmerksamem Lesen sind die zeitlichen Abläufe für mich verworren geblieben. Der gegen Schluss geschilderte Gewaltakt erklärt zwar manches, fügt sich aber nicht so richtig in den Ablauf ein. Weitgehend bin ich im Nebel getappt. Klarheit schaffen hingegen David Willsons datierte Tagebuchaufzeichnungen ab 1931.
Die Sprache ist salopp, sobald die Schwarzen zitiert werden. Anschaulich erzählt, fesselt die Geschichte den Leser bald, und die Geschichte liest sich flüssig. Lesestoff über das Thema "Schwarz sein in Amerikas Südstaaten" sollte unbedingt geschrieben und gelesen werden, und es gibt zum Glück einiges davon. Insgesamt bin ich aber eher enttäuscht, da ich von einer "literarischen Sensation" mehr erwartet habe. Tut mir leid.

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Rezensionen von begine:

Ein anderer Takt von William Melvin Kelley

Rassismus der nicht endet


Der Autor William Melvin Kelly Lebte von 1937 bis 2017. Sein Roman „Ein andere Takt“
spielt um 1957. Er wird ungewöhnlich von dem dunkelhäutige Autor aus der Sicht der Weißen geschrieben. Ein Lob an der Hoffmann &Campe Verlag, das er dieses brillante Werk herausgegeben hat.
Er ist ein Zeugnis der amerikanischen Minderheitenpolitik, die immer noch aktiv ist.

Man erfährt, wie der Vorfahre des 1957 lebenden Tucker Calibans mit seinem Sohn als Sklave nach Sutton im Süden der USA eintrifft. Die Geschichte ist wie üblich grausam und brutal. Da wird schnell gemordet, es kommt auf ein Menschenlehnen nicht an.
Als um 1962 die farbige Bevölkerung plötzlich aus dem Ort verschwinden sind die Weisen aufgebracht und suchen bis zum Ende Schuldige. Das Ende wird nicht direkt beschrieben aber doch angedeutet.
Ein anderer Takt ist eine bewegendes Stück Zeitgeschichte, eine gute Literatur.

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Rezensionen von book_love:

Ein anderer Takt von William Melvin Kelley

sehr aktuell und absolut lesenswert

Alle schwarzen Bewohner eines Ortes verlassen ihre Häuser und Felder, die weißen Einwohner stehen vor einem Rätsel. Es scheint mit einer Geschichte eines übermenschlichen Afrikaners zusammenhängen.

Ein spannendes Rätsel ist die Ausgangslage in diesem Buch - was ist der Grund für diese Geschehnisse?
Der Schreibstil passt super dazu - direkt und ohne unnötigen Verschönerungen.

Man kommt daher gut in die Geschichte hinein und wird mitgerissen von diesen Geschehnissen. Der Roman bietet viel Tiefgang in dieses Thema. Die Geschehnisse werden fast ausschließlich von den weißen Einwohnern geschildert.
In diesem Buch schwingt viel mit - viel was auf unsere aktuellen Zeiten auch passend ist und daher hoffe ich, dass das Buch viele Leute erreichen wird, denn das Thema der Rassendiskrimierung ist leider nach wie vor aktuell.

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